Medizin

Einzelne Punktmutation machte Grippe-Impfstoff 2014/2015 ineffektiv

  • Freitag, 26. Juni 2015
Uploaded: 07.12.2012 16:30:10 by mis
dpa

Philadelphia – Eine einzelne Punktmutation im Hämagglutinin-Gen des Influenza-Virus kann die Effektivität einer weltweiten Impfkampagne gefährden. So geschehen in der Grippe-Saison 2014/15. US-Forscher haben jetzt die verantwortliche Mutation entdeckt (Cell Report doi: org/10.1016/j.celrep.2015.06.005), die den Impfstoff für viele Geimpfte wirkungslos machte.

Nach Einschätzung der US-Centers for Disease Control and Prevention hat der letztjährige Grippe-Impfstoff eine Schutzwirkung von weniger als 20 Prozent gegen die saisonale Influenza-Erkrankung erzielt. In den Jahren davor waren noch bis zu 60 Prozent der Geimpften einer Grippe entgangen. Dieses Mal hatte jedoch die Komponente Influenza A/Texas/50/2012 der Vakzine 2014/15 versagt. Es war zwar bei den meisten Geimpften zur Bildung von Antikörpern gekommen. Diese hatten die zirkulierenden Influenza-Viren vom Typ A/H3N2 jedoch nicht neutralisieren können.

Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass sich die zirkulierenden Viren in der letzten Grippe-Saison genetisch von den Impfstoff-Viren unterschieden. Welche der verschiedenen Mutationen jedoch für das Impfstoffversagen verantwortlich waren, konnte erst jetzt ein Team um Scott Hensley vom Wistar Institut in Philadelphia klären. Die Forscher bedienten sich der Methode der reversen Genetik. Sie veränderten systematisch das Erbgut der Impfstoff-Viren und prüften dann, ob die Mutanten von den Antikörpern erkannt wurden, die die Forscher zuvor in Frettchen und Schafen durch eine Impfung mit der letztjährigen Vakzine erzeugt hatten.

Eine einzige Virusmutante fiel durch dieses Raster: Eine Veränderung an Position F159S verhinderte, dass das Hämagglutinin-Molekül von den durch die Impfung erzeugten Antikörpern erkannt wurde. Die Mutation in F159S ist nach Ansicht von Hensley die Ursache für den antigenen Shift, zu dem es bei Influenza-Viren vom Typ A/H3N2 gekommen ist.

Ob der Wirkstoff im nächsten Jahr eine bessere Schutzwirkung erzielt, können die Forscher nicht vorhersagen. Die derzeitige F159S-Mutante wird nach den Experimenten von Hensley von den Antikörpern erkannt, die der von der WHO ausgewählte Stamm A/Switzerland/9715293/2013-like erzeugt. Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass viele der derzeit zirkulierenden Grippeviren durch die Komponente nicht erkannt werden. Ob die Grippe-Impfung 2015/16 ein Erfolg wird, dürfte davon abhängen, welcher Stamm sich in der nächsten Saison durchsetzt.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung