Ärzteschaft

Elektronische Patientenakte: Weitere technische Hürden sollen behoben werden

  • Freitag, 14. Februar 2025
/dpa, Jens Kalaene
/dpa, Jens Kalaene

Berlin – In der seit gut einem Monat laufenden Testphase der elektronischen Patientenakte (ePA) gibt es nach wie vor technische Probleme. Entsprechend soll erst Mitte März geprüft werden, ob ein bundesweiter Roll-out stattfinden kann.

Frühestens im April soll dieser dann möglich sein, hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) vor einigen Tagen erklärt. Ursprünglich war geplant, dass morgen – nach vierwöchiger Pilotierung – der bundesweite Roll-out starten soll.

Offenbar gibt es aber weiterhin Probleme bei einigen Ärztinnen und Ärzten. Obwohl die rund 70 Millionen ePA von den Krankenkassen inzwischen angelegt worden sind, können diese in den testenden Arztpraxen teils nicht eingesehen werden.

Bei der Hamburger Hausärztin Jana Husemann kommen bislang kaum Patienten mit einer funktionierenden ePA in die Praxis, obwohl nicht widersprochen wurde.

Zudem sind noch nicht alle der an der Pilotierung teilnehmenden Arztpraxen und Apotheken in der Lage, die ePA zu testen, erklärte die Gematik kürzlich auf ihrer Webseite. In etwa 80 Prozent seien mittlerweile technisch ausgestattet.

Es fehle dabei vor allem an den ePA-Modulen der Praxisverwaltungssysteme (PVS). Einzelne Hersteller würden das benötigte Update Einrichtung für Einrichtung ausrollen, informierte die Gematik. „Das führt dazu, dass in einigen der teilnehmenden Einrichtungen das notwendige Softwaremodul zur Erprobung noch fehlt.“

Besser läuft es bei Stefanie Tatsis von der Rheumaambulanz am Marienkrankenhaus in Hamburg. Seit dem 10. Februar funktioniere die ePA bei der deutlichen Mehrheit ihrer Patientinnen und Patienten, erklärte sie dem Deutschen Ärzteblatt.

Zeitaufwendig sei aber, dass die elektronische Gesundheitskarte (eGK) im Terminal stecken bleiben müsse, bis die ePA im Krankenhausinformationssystem (KIS) eingebucht werde, erklärt sie. Laborärzte könnten demzufolge noch keine Befunde selbst hochladen. Zudem dauere dieser Prozess des Einlesens etwa 30 Sekunden, so Tatsis. „Das ist relativ viel Zeit bei vielen Patienten am Tag.“

Ärgerlich sei zudem, dass sie sich innerhalb der ePA mehrfach als Internistin und Rheumatologin identifizieren müsse, etwa bei der Bearbeitung der Metadaten von Dateien. Sie benötigt insgesamt rund 45 Sekunden pro ePA, um Arztbriefe einzustellen und sich entsprechend durchzuklicken. Das sollte künftig schneller gehen, denn diese Zeit werde nicht refinanziert, so Tatsis.

Fehlende Kompatibilität bei PDF-Dokumenten

Weiter gibt es offenbar Probleme bei der Verarbeitung von Dokumenten im PDF/A-Format, dazu gehören unter anderem Arztbriefe. Hausarzt Moritz Eckert aus Herzberg am Harz hat noch Probleme mit dem Hoch- und Runterladen von PDF-Dokumenten in die ePA.

Die Gematik hat zwar das für die ePA benötigte PDF/A-Format spezifiziert, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage. „Erlaubt sind PDF/A-Dokumente vom Typ 1a, 1b, 2a, 2b und 2u.“ Das aktuelle Fehlerbild zeige sich darin, dass mitunter vermeintlich korrekte PDF/A-Dokumente vom ePA-Aktensystem abgelehnt werden.

Ursache seien der Gematik zufolge unterschiedliche Aussagen des Konformitätslevels der eingesetzten Frameworks auf Clientseite (also im PVS) und Serverseite (ePA-Aktensystem). Das bedeutet, manche PVS-Systeme haben sozusagen noch keine funktionierende Schnittstelle, um die PDF-Dokumente fehlerfrei in die ePA-Umgebung zu laden. „Das Fehlerbild wird derzeit analysiert sowie Maßnahmen zur Behebung vorbereitet und getestet“, kündigte die Gematik an.

Ein weiteres Problem will die Gematik bald beheben. Vor einigen Wochen wurde festgestellt, dass es Probleme bei Ärzten mit elektronischen Heilberufsausweis von vor 2021 gibt, sichtbare Änderungen in den elektronischen Medikationslisten (eML) vorzunehmen. Die dafür benötigte Anpassung des E-Rezept-Fachdienstes laufe aktuell und werde voraussichtlich zu Ende Februar behoben werden können, erklärte die Gematik.

Offenbar gibt es in den Testregionen zudem Schwankungen hinsichtlich der Erreichbarkeit der ePA, insbesondere bei den Akten, die von IBM bereitgestellt werden.

„Schwankungen im Testbetrieb sind für eine Pilotphase ebenfalls nichts Ungewöhnliches“, erklärte die Gematik. Diese würden nur vereinzelte Einrichtungen betreffen. „Wir stehen mit allen Dienstleistern im engen Austausch, um auch kleinere Instabilitäten so schnell wie möglich zu beheben“, betonte die Sprecherin der Digitalagentur.

Doch nicht bei allen Ärzten läuft die Testphase entsprechend durchwachsen. Es gibt auch erste Erfolge. So berichtet etwa der Hausarzt Matthias Hempel aus Detmold von bereits mehr als 651 befüllten ePA. Bei ihm gebe es sehr wenig Probleme, „wenn überhaupt Kleinigkeiten, die den Praxisbetrieb keinesfalls stören“, sagte er dem Deutschen Ärzteblatt.

„Den Prozess der Erstbefüllung haben wir inzwischen gut etabliert.“ Und die laufende Befüllung aktuell entstehender neuer Befunde, also wie es im Dauerbetrieb der ePA ablaufen werde, übe sein Praxisteam noch, sagte Hempel.

cmk

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