Eltern, Lehrer und Erzieher unterschätzen Risiken des Cannabiskonsums

Berlin – Vielen Menschen in Deutschland sind die Risiken des Cannabiskonsums offenbar nicht bewusst. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Darin geben nur 37 Prozent der befragten Eltern an, dass sie sich Sorgen machen würden, wenn ihre Kinder kiffen.
Auch bei Lehrern und Erziehern liegt dieser Wert bei lediglich 34 Prozent. 62 Prozent der Eltern und 52 Prozent der Lehrer und Erzieher wissen nicht, dass Cannabiskonsum die emotionale Entwicklung Jugendlicher und junger Erwachsener negativ beeinflussen kann.
Unterschätzt wird zudem häufig der Einfluss von Cannabis auf das Lernverhalten von Heranwachsenden. Rund die Hälfte der befragten Eltern (51 Prozent), Lehrer und Erzieher (50 Prozent) weiß nicht, dass der Konsum von Cannabis negativen Einfluss auf die kognitive Entwicklung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben kann. Ganz ähnlich sieht es bei der Suchtgefahr von Cannabis aus. So glauben 46 Prozent der Eltern nicht, dass der regelmäßige Konsum von Cannabis abhängig machen kann.
„Es ist wichtig, die gesundheitlichen und sozialen Risiken des Cannabiskonsums zu kennen, um die Risiken für Jugendliche richtig einschätzen zu können. Nur dann kann ich beurteilen, ob mein Kind gefährdet ist oder nicht“, sagte die Berliner Drogenbeauftragte Christine Köhler-Azara. Sie hat sich auch in den vergangen Jahren gegen eine Verharmlosung von Cannabis gewehrt. Zum Beispiel lehnte sie 2013/2014 einen Coffee-Shop am Görlitzer Park in Berlin ab, in dem Cannabis legal verkauft werden sollte.
Eine Aufklärungskampagne der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales soll jetzt das Risikobewusstsein schärfen. Sogenannte Info-Lounges mit Vorträgen und Workshops in verschiedenen Berliner Bezirken sollen Hintergründe zum Cannabis-Konsum beleuchten. Sie richten sich an Eltern, Lehrer, Erzieher und alle anderen Erwachsenen, die sich umfassend über die Risiken des Cannabiskonsums bei Jugendlichen informieren möchten.
Die repräsentative Befragung fand im September 2016 statt. 1.069 Personen haben sich beteiligt. 53 Prozent waren Eltern und weitere zwölf Prozent haben beruflich mit Kindern oder Jugendlichen zu tun.
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