Medizin

EMA: Vorerst kein Beleg für eingeschränkte Nutzung von Astrazeneca

  • Donnerstag, 1. April 2021
/picture alliance, NurPhoto, Joaquin Gomez Sastre
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Amsterdam/Brüssel – Anders als Deutschland rät die EU-Arzneimittelbehörde EMA vorerst nicht zu Ein­schränkungen bei der Anwendung des Coronaimpfstoffs von Astrazeneca. „Nach dem jetzigen wissen­s­chaftlichen Stand gibt es keine Belege, die dafür sprechen, die Verwendung dieses Impfstoffs in irgend­ei­ner Bevölkerungsgruppe zu beschränken“, sagte EMA-Chefin Emer Cooke gestern.

Die Überprüfung von neuen Hinweisen auf die Gefahr spezieller seltener Blutgerinnsel im Gehirn laufe aber noch. Eine aktualisierte Empfehlung der EMA sei für die Sitzung ihres Sicherheitsausschusses vom 6. bis 9. April zu erwarten. In Deutschland wird dieser Impfstoff seit vorgestern nur noch für Menschen ab 60 Jahren uneingeschränkt empfohlen. Diese Entscheidung obliege den deutschen Behörden, sagte Cooke.

Bisher habe die Überprüfung keine besonderen Risikofaktoren ergeben, etwa Alter, Geschlecht oder frü­here Blutgerinnsel, sagte Cooke. „Ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Impfstoff ist nicht bewie­sen, aber er ist möglich und die weitere Analyse läuft.“ Die EMA habe am 18. März erklärt, dass der Nutzen des Astrazeneca-Impfstoffs bei der Abwehr von COVID-19 höher sei als die Risiken von Neben­wirkungen. „Unsere Position hat sich nicht geändert“, sagte Cooke.

Nach Angaben der EMA wurden in der gesamten Europäischen Wirtschaftszone EEA bis 22. März 44 Zwi­schenfälle mit Blutgerinnseln im Gehirn gemeldet – bei einer Gesamtzahl von 9,2 Millionen Impfungen mit Astrazeneca. Die in Deutschland registrierten Fälle seien nicht alle in der Zahl enthalten. In der EEA seien 14 Todesfälle registriert worden, aber nicht alle im Zusammenhang mit Gerinnseln im Gehirn, sagte Cooke.

EMA-Experte Peter Arlett wies darauf hin, dass Astrazeneca im Januar, Februar und Anfang März beson­ders häufig an Frauen verimpft worden sei. „Es gibt ein Verhältnis von etwa zwei zu eins – Frauen ge­genüber Männern – und es waren tatsächlich häufig jüngere Frauen“, sagte Arlett.

Im direkten Vergleich zu anderen in der EU verwendeten Impfstoffen wurden nach Cookes Worten bei Astrazeneca mehr Zwischenfälle gemeldet: Es waren 4,8 Fälle je eine Million Fälle; beim Corona­impf­stoff von Biontech/Pfizer waren es 0,2 Fälle je eine Million Fälle und bei Moderna statistisch 0,0 Fälle – allerdings wurde dieser Impfstoff viel seltener verwendet, wie Cooke sagte.

Geimpften riet die EMA, auf die entfernte Möglichkeit der sehr seltenen Blutgerinnsel zu achten. Bei entsprechenden Symptome sollten sie sofort medizinischen Rat einholen, hieß es weiter.

dpa

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