Enquete-Empfehlungen: KV Niedersachsen sieht gute Ansätze

Hannover – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen sieht in den Empfehlungen der Enquetekommission zur „Sicherstellung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung“ viele positive Ansätze, hat aber auch kritische Anmerkungen.
Zwischen Januar 2019 und Februar 2021 hat sich das Gremium aus Abgeordneten aller Fraktionen, Verbandsvertretern sowie weiteren Experten aus dem Gesundheitswesen mit den aktuellen Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung befasst und Handlungsempfehlungen für Niedersachsen erarbeitet. Der Abschlussbericht der Enquetekommission wurde heute im Niedersächsischen Landtag erörtert.
„Die ambulante medizinische Versorgung in Niedersachsen steht vor großen Herausforderungen. Der demografische Wandel, der auch vor den Ärzten nicht Halt macht, die Steigerung der Morbidität in unserer Gesellschaft und der fehlende ärztliche Nachwuchs sind aus Sicht der KV Niedersachsen die Themen, für die es eine Lösung zu finden gilt“, sagte Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der KV und Mitglied in der Kommission.
Er begrüßte, dass der Abschlussbericht die wichtige Rolle der hausärztlichen Versorgung betone. „Die Hausärzte haben als Lotsen im Gesundheitssystem eine wichtige Funktion, die weiter ausgebaut werden kann und muss. Wichtig ist aber auch die ambulante fachärztliche Versorgung, die in der Enquetekommission häufig ignoriert worden ist. Niedersächsische Fachärzte entlasten die Krankenhäuser und sichern die ambulante Versorgung. Es gibt keine doppelte Facharztschiene. Jede Versorgungsebene hat ihre Berechtigung“, sagte Barjenbruch.
Er betonte, gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen müsse in Zukunft die wohnortnahe ambulante Grundversorgung für die Menschen sichergestellt bleiben.
Um die wohnortnahe Versorgung auch bei spezialisierten Eingriffen sicherzustellen, empfiehlt die Kommission, regionale Gesundheitszentren im Land aufzubauen. „Die regionalen Gesundheitszentren können in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Regionen eine medizinische Alternative für die Bürger sein. Allerdings muss der Aufgabenbereich dieser Gesundheitszentren klar definiert werden“, sagte Barjenbruch.
Der KV-Vorstandsvorsitzende kritisierte, die medizinischen Fakultäten im Land seien unzulänglich ausgestattet. „Selbst wenn ab sofort alle mehr oder minder konkret angekündigten Maßnahmen – mehr Studienplätze und eine Landarztquote – vollständig umgesetzt würden, wird dies bis 2035 keine nennenswerten positiven Effekte auf die Versorgung haben. Erst nach 2035 wäre langsam mit spürbaren Effekten zu rechnen“, sagte er.
Eines der wichtigsten Ergebnisse des Abschlussberichts sei die Empfehlung der Kommission, den gesetzlich vorgegebenen Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand durch Entbürokratisierung zu reduzieren. „Diese Empfehlung spricht unseren Mitgliedern aus der Seele“, sagte Barjenbruch.
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