Medizin

Entwarnung für Narkosen bei Kindern

  • Mittwoch, 25. Januar 2017
Uploaded: 08.06.2015 19:10:03 by mis
dpa

Köln – Eltern, Kinderchirurgen und Narkoseärzte können aufatmen: Anders als lange befürchtet gehen Narkosen von Säuglingen und Kleinkindern offenbar nicht mit einem erhöhten Risiko für Schäden der Gehirnfunktion einher. Dieses positive Fazit ist das Ergebnis einer Sichtung der wichtigsten Studien, die zu dieser Frage im vergangenen Jahr erschienen sind. Karin Becke, die Leiterin der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin der Cnopf’schen Kinderklinik/Klinik Hallerwiese in Nürnberg, hat ihre Schlussfolgerungen zusammen mit einer Gruppe internationaler Experten jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht.

In der Vergangenheit hatten Beobachtungen aus Tierversuchen Fachleute und Öffentlichkeit alarmiert. Es kam der Verdacht auf, Anästhetika könnten das sich entwickelnde Gehirn schädigen. In der Folge wurde eine Reihe von Studien aufgelegt, die diese Frage genauer untersuchen sollten. Entwarnung gibt jetzt vor allem die GAS-Studie, in der die Kinder nach einer Allgemeinanästhesie im 1. Lebensjahr getestet wurden.

Es gibt, wie sich zeigte, keine Anhaltspunkte für eine neurokognitive Beeinträchtigung bis zum 2. Lebensjahr. Die Studie wird das Schicksal der Kinder weiterverfolgen, ihre Ergebnisse gelten aber jetzt schon als Meilenstein. Becke und ihre Kollegen fanden in weiteren Studien außerdem Hinweise dafür, dass es womöglich nicht ratsam ist, medizinisch notwendige Operationen zu verzögern. Das steht im Widerspruch zu den Statements zahlreicher Fachgesellschaften, wie die Autoren betonen.

Vielmehr zeigte die Auswertung, dass eher Art und Ausmaß der Operation oder soziale Einflussfaktoren und Vorerkrankungen mit neurokognitiven Beeinträchtigungen assoziiert sind. Daher sollte, so die Autoren, zur Vermeidung von Komplikationen vor, während und nach der Operation das Anästhesieteam einschlägig erfahren sein. Dies gelte insbesondere für Kinder, deren Operationsrisiken ohnehin höher seien.

mls

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