Entzündung begünstigt chronisch-traumatische Enzephalopathie

Boston – Das Fortschreiten einer chronisch-traumatischen Enzephalopathie, auch als Boxerdemenz bekannt, könnte entscheidend von einer Entzündungsreaktion im Gehirn abhängen. Forscher um Erstautor Jonathan Cherry von der Boston University School of Medicine berichten entsprechendes in Acta Neuropathologica (2016; doi: 10.1186/s40478-016-0382-8).
Die chronisch-traumatische Enzephalopathie ähnelt histopathologisch einer Alzheimer-Demenz. Ausgelöst wird die Erkrankung durch repetitive kleine Traumata des Gehirns, wie sie in einer Vielzahl von Kontaktsportarten auftreten können. Erstmals beschrieben wurde die Erkrankung bei Boxern, weshalb sie zu Beginn auch Dementia pugilistica genannt wurde.
In den vergangenen Jahren erhielt die Erkrankung in den USA verstärkte Aufmerksamkeit, da eine Reihe bekannter Football- und Eishockeyspieler an dieser Form der Enzephalopathie erkrankte. Die Patienten entwickeln kognitive Einschränkungen, Bewegungsstörungen und sehr häufig Depressionen. Das Risiko für einen Suizid ist bei den Betroffenen massiv erhöht.
In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler 66 Gehirne von verstorbenen Football-Sportlern und verglichen sie mit 16 Gehirnen von verstorbenen Nicht-Athleten. Von den Probanden lagen auch prämortale Daten zu ihrem körperlichen und geistigen Zustand vor.
Die Arbeitsgruppe verglich die Last an hyperphosphoryliertem Tau und mikroglialer Inflammation im dorsolateralen Kortex. Sie stellten fest, dass der Grad der Ablagerung von hyperphosphoryliertem Tau und der Entzündung mit dem klinischen Schweregrad der Enzephalopathie korrelierte. Als die Forscher speziell nach CD68-positiven Zellen suchten, stellten sie fest, dass die Anzahl dieser Zellen die Last des hyperphosphorylierten Taus determinierte. Je mehr Traumata die Athleten zu Lebzeiten erlitten, desto stärker war die Entzündung.
Die Studienergebnisse weisen laut den Forschern darauf hin, dass die Neuroinflammation ein kausaler Faktor in der chronisch-traumatischen Enzephalopathie sein könnte. Eventuell könnte eine Unterdrückung der Entzündung auch das Fortschreiten der Erkrankungen verhindern, mutmaßen die Forscher.
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