praxisnah

Erläuterung von Arztbriefen

  • Freitag, 13. März 2009

Die Patienten haben immer häufiger Zugang zu ihren Arztberichten, was wiederum Anlass zu Missverständnissen geben kann. Eine erzürnte Patientin sitzt vor mir. „Herr Doktor, ich muss sagen, das ist eine bodenlose Frechheit! In dem Brief vom Krankenhaus schreiben sie, ich wäre inkompetent!“

Sachte, sachte. Die Inkompetenz bezieht sich lediglich auf ihre gestörte Erregungsbildung und hat mit fehlenden Fähigkeiten nichts zu tun. „Herr Doktor, setzen Sie jetzt nicht noch einen drauf! Ich bin sehr erregt!“

Nur Ruhe, so versuche ich sie zu desensibilisieren, es handelt sich nur um eine EKG-Diagnose. Chronotrope Inkompetenz bezeichnet lediglich die gestörte Impulsbildung in den Schrittmacherzellen des Herzens.

„Gestört bin jetzt auch noch, wie?!“ Nicht doch. Ich versuche, ihre Depolarisation aufzuhalten, indem ich ihr erkläre, dass sie die chronotrope Inkompetenz verstehen müsse wie längere Wartezeiten in der Sprechstunde – oder monatelanges Warten auf einen Facharzttermin – es hat aber nichts mit ihrer Persönlichkeit zu tun, sondern nur mit ihrem Herzen.

„Na gut, ich will mal nicht herzlos sein und Ihnen glauben. Aber eines, was auch in dem Brief steht, das kann ich euch Ärzten mit eurem Kauderwelsch nicht nachsagen!" Was denn? „Komplimentverbrauch!“

Ich verlange sofort eine Zusatzziffer für die Abrechnung in der gesetzlichen Krankenversicherung mit besonders hoher Honorierung: Erläuterung von Arztbriefen.

Böhmeke

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