Ermittlungen um defekte Bandscheibenprothesen auch in der Schweiz

Leer/Aurich – Im Skandal um defekte Bandscheibenprothesen von Patienten im ostfriesischen Leer sollen jetzt auch Schweizer Staatsanwälte ermitteln. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung haben die Behörden im Kanton Bern zwei Ärzte im Blick, die im wissenschaftlichen Beirat von Ranier Technology saßen. Die Mediziner sollen mutmaßlich unausgereifte Implantate der inzwischen insolventen Firma mitentwickelt haben.
Zahlreiche Bandscheibenprothesen hatten sich in den Jahren 2010 bis 2014 als fehlerhaft erwiesen und waren in den Wirbelsäulen von Patienten zerbröckelt. In diesem Zusammenhang ist der frühere Leiter der Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Leer wegen Körperverletzung in 59 Fällen angeklagt.
Der Prozess sollte eigentlich im Dezember vor dem Amtsgericht Leer beginnen, wurde aber nach einem Befangenheitsantrag gegen den Richter verschoben. Derzeit prüft ein Sachverständiger medizinische Details der Fälle, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Leer heute. Prozessbeginn ist voraussichtlich im Frühjahr 2019.
Parallel hat die Staatsanwaltschaft Osnabrück zwei Anklagen gegen den 54 Jahre alten Mediziner, den Geschäftsführer eines Medizinprodukteherstellers sowie eine frühere Geschäftsführerin erhoben. Dabei geht es um Vorwürfe der Korruption, der Arzt soll unter anderem Provisionen von mehr als 128.000 Euro erhalten haben. Ein Termin für die Hauptverhandlung steht noch nicht fest, die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Aurich hat bisher nicht über die Eröffnung entschieden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: