Politik

Ermittlungen wegen Verdachts auf Manipulation bei Transplantationen

  • Freitag, 13. Dezember 2019
/dpa
/dpa

Bad Nauheim – Wegen möglicher Unregelmäßigkeiten bei Herztransplantationen an der Bad Nauheimer Kerckhoff-Klinik laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Es werde gegen Unbekannt ermittelt, unter anderem wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Transplantationsgesetz, sagte ein Justizsprecher heute in Gießen.

Die Untersuchungen seien nach einer Anzeige im April dieses Jahres in Gang gekommen. Man stehe im Austausch mit der Klinik, die heute das Gutachten eines externen Sachver­ständigen vorgelegt habe. Dieses werde nun geprüft, teilte der Sprecher weiter mit.

Der Fall war gestern bekannt geworden. Im Jahresbericht der Prüfungs- und Überwa­chungs­kommission (PÜK), den die Bundesärztekammer (BÄK) in Berlin veröffentlicht hat, wurden bei der Prüfung des Herztransplantationsprogramms der Kerckhoff-Klinik Unre­gel­mäßigkeiten festgestellt. Die mittelhessische Klinik ist das einzige Herztransplantati­ons­zentrum für Erwachsene in Hessen.

„Bei der Prüfung des Herztransplantationsprogramms der Kerckhoff-Klinik GmbH Bad Nauheim wurden bei zahlreichen der überprüften Patienten systematische Richtlinienver­stöße bzw. Manipulationen festgestellt“, heißt es in dem Bericht.

Bei zwölf Patienten aus den Jahren 2013 bis 2015 vermutet die Kommission, dass medizi­nisch nicht notwendige Medikationen vorgenommen wurden. Der Verdacht laut Staatsan­waltschaft: Die Werte der Patienten sollen dadurch so verändert worden sein, dass sie eine hohe Dringlichkeitsstufe für ein Spenderorgan früher erreichten.

Die Klinik wies die Vorwürfe zurück. „Ich bin zuversichtlich, dass alle Vorwürfe schon bald ausgeräumt sind“, sagte der Ärztliche Geschäftsführer des Krankenhauses. Die Patienten seien auf höchstem medizinischen Niveau behandelt worden, kein Patient sei gefährdet worden.

„Allerdings lässt die Dokumentation der Behandlungen Interpretationen zu, die nicht der Realität entsprechen. Trotz umfangreicher Erläuterungen ist die PÜK der Argumentations­li­nie der Klinik leider nicht gefolgt.“

„Grundlage für die freiwillige Bereitschaft zur Organspende ist Vertrauen“, kommentierte der Präsident der hessischen Landesärztekammer, Edgar Pinkowski, den Fall. „Und dieses Vertrauen setzt voraus, dass Entnahme und Transplantation von Organen klaren und transparenten Regeln folgen.“ Den konkreten Fall wollte die Kammer nicht kommen­tieren.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung