Erste ePA-Zwischenbilanz in Modellregion Hamburg verhalten positiv

Berlin – Die elektronische Patientenakte (ePA) hat bei ihrer Erprobung in der Modellregion Hamburg bisher ein vorsichtig positives Feedback erhalten. Das geht aus einer ersten Erhebung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVHH) hervor.
Mehr als zwei Drittel der Befragten würden die ePA demnach an andere Praxen weiterempfehlen – allerdings nur unter der Bedingung, dass diese auch funktioniert. Beim Großteil der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte scheint das jedoch der Fall gewesen zu sein.
Von den rund 300 Arzt- und psychotherapeutischen Praxen, Apotheken und Krankenhäusern in den Modellregionen Hamburg, Franken, Nordrhein und Westfalen-Lippe entfallen rund 50 auf die Hansestadt. 28 davon hatte die KV im März zu ihren Einschätzungen befragen lassen.
82 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass das ePA-Modul in ihrer Praxis bereits nutzbar ist. Von diesen gaben wiederum 70 Prozent an, sie ohne Probleme testen zu können. 30 Prozent antworteten, entweder nur teilweise oder aber gar nicht mit der ePA arbeiten zu können.
Dabei zeigte sich einmal mehr, dass das Problem oft bei den Praxisverwaltungssystemen (PVS) liegt. Von den 14 vertretenen Herstellern hätten nur sechs eine problemlose Anwendung bei allen Befragten ermöglichen können, hieß es.
Fünf Hersteller hätten nur eine teilweise Nutzung ermöglichen können, drei Hersteller gar keine. Immerhin zeigten sich 90 Prozent der Befragten zufrieden mit der Unterstützung, die ihnen die Anbieter beim Umgang mit der ePA anboten.
Ebenfalls durchwachsen sind die Ergebnisse bei der Verwendung von Dokumenten in der ePA. 64 Prozent der Befragten konnten Dokumente anzeigen und herunterladen, 62 Prozent auch hochladen. Dabei bewerteten nur 35 Prozent das Befüllen von Metadaten in den Dokumenten als leicht, gerade einmal ein Viertel der Befragten gab an, Dokumente suchen und löschen zu können.

Insgesamt jedoch zeigten sich 62 Prozent der Befragten sehr oder eher zufrieden mit der Stabilität der ePA im Alltag. Eine besondere Bedeutung messen die Befragten der elektronischen Medikationsliste (eML) bei. 64 Prozent können diese bereits nutzen.
„Es wird deutlich, dass die eML bereits als positiv eingeschätzt wird“, schreibt die KVH. „Gleichzeitig wird der Wunsch nach einer erweiterten Funktionalität geäußert.“ Der Ausbau zum digitalen Medikationsplan, der mehr Funktionalitäten umfasst, war eigentlich für den Sommer 2025 vorgesehen, wurde aber verschoben. Er erfolgt nun frühestens im kommenden Jahr.
Die KV hatte zudem Aufwandserwartung, Verhaltensabsicht und Leistungserwartung der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte berechnet. Hier sind die Ergebnisse ebenfalls gemischt.
So falle die Aufwandserwartung überwiegend positiv aus: Die Befragten bewerteten die Nutzung und Handhabung der ePA also als einfach und unkompliziert, wobei es insbesondere leichtfalle, sich mit der ePA vertraut zu machen. Ebenso gut sieht es bei der Verhaltensabsicht aus. Demnach sei die Bereitschaft unter Ärzten, die ePA zu nutzen, vor allem langfristig sehr hoch.
Besonders positiv hervorgestochen sei dabei die Möglichkeit, sich an eine festgelegte Stelle wenden zu können. Die Rahmenbedingungen der verantwortlichen Institutionen, also des Bundesgesundheitsministeriums, der Gematik und der Krankenkassen, scheinen gut zu funktionieren, würden aber auch Weiterentwicklungspotenzial bergen, schlussfolgert die KVH.
Schlecht steht es hingegen um die Bewertung der Leistungserwartung. Das Potenzial der ePA, die Patientenversorgung zu unterstützen sowie die eigene Arbeit im Gesundheitswesen zu verbessern, bewerteten die Befragten also besonders schlecht.
Dies sei der kritischste Aspekt an der Befragung, betont die KVH. Er zeige klar auf, dass eine dringende Optimierung nötig sei. So sei es essenziell, zeitnah mit hoher Priorität und Genauigkeit erweiterte Funktionen wie den Medikationsplan, eine Volltextsuche, die Einbindung von Laborbefunden und die Verwendung von strukturierten Daten zu forcieren.
Dabei sollten allerdings Kompatibilität mit bestehenden Systemen und die Optimierung der Benutzeroberfläche nicht außer Acht gelassen werden.
Zudem habe die Befragung ergeben, dass die Teilnehmenden derzeit nur einen geringen sozialen Einfluss sehen – also dass sie nur wenig wahrnehmen würden, dass für sie relevante Personen oder Akteure die Nutzung der ePA als wichtig oder wünschenswert hervorheben. Daraus ergebe sich, dass die Akzeptanz sowie die Förderung durch das Umfeld gesteigert werden könnten.
Die KVH sieht hier einen Ansatzpunkt für weiterführende Interventionen. Das könnten beispielsweise eine gezielte Kommunikation oder Best-Practice-Sharing durch das regionale ärztliche und therapeutische Umfeld oder die Heil- beziehungsweise Gesundheitsfachberufe sein – wofür allerdings erst einmal die Erreichung eines guten Reifegrades im Versorgungsalltag notwendig sei.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: