Ausland

Erster Gerichtsprozess im Skandal um unter Franco gestohlene Babys

  • Donnerstag, 23. Februar 2017

Madrid – In Spanien kommt erstmals ein früherer Arzt vor Gericht, der unter dem Diktator Francisco Franco an dem Diebstahl von Babys beteiligt gewesen sein soll. Ein Untersu­chungsrichter machte den Weg frei für den Prozess gegen den ehemaligen Gynäkolo­gen Eduardo Vela, wie aus einem gerichtlichen Dokument hervorgeht. Ein Termin für den Verfahrensbeginn steht demnach noch nicht fest.

Dem 82-Jährigen werden Kindesentführung und Dokumentenfälschung vorgeworfen. Er soll 1969 die Geburtsturkunde der Klägerin Inès Madrigal gefälscht und ihre Adoptiv­mutt­er als ihre biologische Mutter eingetragen haben. Die inzwischen verstorbene Adop­tiv­­mutt­er soll Madrigal gestanden haben, dass sie damals als Freiwillige in einem Klos­ter arbeitete und über einen Priester Kontakt zu Vela erhielt, von dem sie das Baby bekam.

Angel Casero von der Organisation Adelante Bebés Robados begrüßte die Prozessan­kündigung. Dies sei sehr wichtig, weil es den Weg für weitere Fälle bereite und den Leu­ten bewusst mache, „dass das, was wir sagen, die Wahrheit ist“.

35 Menschen sind derzeit in dem Skandal um Zehntausende Babys beschuldigt, die wäh­­rend der faschistischen Herrschaft Francos (1939–1975) bei der Geburt ihren bio­lo­gi­schen Eltern weggenommen wurden. Bis zu 300.000 Neugeborene sollen so ihren Eltern entrissen worden sein. Der Skandal wurde erst 2010 publik. Unter Franco war es erlaubt, Eltern ihre Kinder aus ideologischen oder moralischen Gründen wegzunehmen. Den El­tern wurde vielfach vorgetäuscht, ihre Kinder seien kurz nach der Geburt gestor­ben.

afp

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