Erster Patient mit Schweineniere-Transplantat verstorben

Washington – Der Mann, dem als weltweit ersten Menschen in kurativer Absicht eine Schweineniere transplantiert wurde und der zwei Wochen später die Klinik verlassen konnte, ist nach zwei Monaten gestorben.
Nach Angaben der Klinik stand der Tod nicht im Zusammenhang mit der Xenotransplantation. Einzelheiten zum Tod wurden allerdings nicht mitgeteilt. Der Hersteller der Niere eGenesis vermeldete das Ereignis mit einer Kurzmeldung auf der Platform X.
Der 62-jährige Afroamerikaner war multimorbid. Sein chronisches Nierenversagen war im Rahmen einer Diabeteserkrankung aufgetreten, die unter anderem auch zu einer arteriellen Hypertonie geführt hatte. Nach sieben Jahren Dialyse hatte er 2018 eine menschliche Niere erhalten, die allerdings nach fünf Jahren den Dienst versagte.
Er wurde seither erneut dialysiert. Dabei kam es immer wieder zu Shuntkomplikationen, die alle 2 Wochen einen Krankenhausbesuch mit chirurgischen Revisionen erforderlich machte. Die Ärzte hatten ihm zur Xenotransplantation geraten, weil er – vermutlich aufgrund seiner Multimorbidität – weit unten auf der Warteliste stand und keine realistische Chance auf ein erneutes menschliches Transplantat hatte.
Er erhielt eine Niere aus dem Zuchtprogramm der Firma eGenesis aus Cambridge, Massachusetts. Diese hatte aus dem Erbgut der Tiere drei Gene entfernt und sieben andere hinzugefügt, um die Gewebeverträglichkeit zu verbessern. Auch bei der Immunsuppression waren die Ärzte mit der Verwendung von Tymprubart von Eledon Pharmaceuticals und Ravulizumab von Alexion Pharmaceuticals neue Wege gegangen.
Die 4-stündige Operation war am 16. März am Massachusetts General Hospital in Boston durchgeführt worden. Der Patient wurde Anfang April aus der Klinik entlassen. Über den weiteren Verlauf wurde bisher nichts mitgeteilt. Auch über die Todesursache wurde nichts verlautbart.
Das behandelnde Krankenhaus Massachusetts General in Boston in den USA teilte mit, das Personal sei tief bestürzt über den plötzlichen Tod von Rick Slayman. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sein Tod im Zusammenhang mit der Transplantation von Ende März stehe. Slayman hatte als erster Mensch weltweit eine genetisch veränderte Schweineniere eingesetzt bekommen.
„Herr Slayman wird für unzählige Transplantationspatienten weltweit immer als ein Leuchtfeuer der Hoffnung angesehen werden. Wir sind zutiefst dankbar für sein Vertrauen und seine Bereitschaft, das Gebiet der Xenotransplantation voranzubringen“, schrieb das Krankenhaus in seiner Mitteilung.
Wegen des Mangels an menschlichen Spenderorganen setzt die medizinische Forschung zunehmend auf Organe von Tieren. Der Forschungszweig wird als Xenotransplantation bezeichnet, womit generell die Transplantation von Organen einer Spezies zu einer anderen Spezies gemeint ist.
Der Mangel an Spenderorganen ist weltweit ein Problem. Allein am MGH stehen der Klinik zufolge mehr als 1.400 Menschen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation, landesweit sind es knapp 90.000.
Mediziner in den USA hatten seit 2022 auch weltweit erstmals zwei Patienten genetisch veränderte Herzen von Schweinen eingepflanzt. Beide Patienten starben jedoch innerhalb von zwei Monaten nach der Operation.
Eine weitere Xenotransplantation einer Schweineniere wurde am 26. April am Langone Health Center in New York durchgeführt. Dort erhielt eine 54-jährige Frau eine „Xenothymo“-Niere der Firma Revivicor aus Blacksburg/Virginia. Diese Patientin ist soweit bekannt noch am Leben.
2 frühere Herz-Xenotransplantationen, die im Januar 2022 und im September 2023 an der University of Maryland School of Medicine in Baltimore durchgeführt worden waren, hatten mit dem Tod der beiden Patienten geendet. Beim ersten Patienten wurde eine Infektion mit einem Zytomegalievirus als Ursache diskutiert.
Anm. d. Red.: Der Text wurde am 14. Mai aktualisiert.
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