EU fördert Forschung zur Multiplen Sklerose
Heidelberg – Epstein-Barr-Viren (EBV) sind mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Entstehung einer Multiplen-Sklerose (MS) beteiligt. Unbekannt ist jedoch, wie die Erreger die Erkrankung auslösen. Die Europäische Union (EU) fördert nun in ihrem Programm Horizon Europe das internationale Forschungskonsortium „Behind-MS“, das diese Zusammenhänge aufklären will, um spezifische Biomarker zu identifizieren und Therapieansätze zu entwickeln.
Das Konsortium unter der Federführung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) erhält 7,1 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren. An MS leiden in Deutschland etwa 250.000 Menschen – weltweit sind es geschätzt 2,8 Millionen. 2022 gelang einer US-Forschergruppe ein Durchbruch bei der Aufdeckung der Krankheitsätiologie – indem sie den Virenstatus und MS-Diagnosen von rund zehn Millionen US-amerikanischer Militärangehöriger auswertete.
„Dabei kam heraus, dass eine MS unter den EBV-Infizierten 30 Mal häufiger auftritt als unter Menschen, die nie mit diesem Virus in Kontakt waren – das ist eine extrem starke Evidenz für eine ursächliche Beteiligung des Virus an der Erkrankung“, erläutert Henri-Jacques Delecluse, Virologe im DKFZ. Unbekannt ist laut dem Experten aber, wie EBV die Entstehung der MS induziert.
Hier setzt die Arbeit von „Behind-MS“ an. An dem Verbund beteiligen sich zwölf Partnerinstitutionen aus sechs europäischen Ländern. Das interdisziplinäre Team will zunächst neue Zell- und Tiermodelle entwickeln, an denen sie die Interaktionen von Viren, Immunzellen und Nervenzellen unter möglichst naturnahen Bedingungen detailliert mitverfolgen können.
An diesen Systemen wollen die Forschenden dann verschiedene Hypothesen zur Krankheitsentstehung testen. Auch die Suche nach genetischen oder infektiösen Ko-Faktoren, die die Erkrankung begünstigen, wird Teil des Forschungsprogramms sein.
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