Ausland

EU-Kommission empfiehlt Brustkrebs­screenings für mehr Frauen

  • Dienstag, 20. September 2022
/picture alliance / Zoonar, Stanislav Rishnyak
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Brüssel – Die Früherkennung von Krebs in der Europäischen Union soll nach dem Willen der EU-Kommission deutlich ausgeweitet werden. Neben Ergänzungen im Screening auf Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und dem kolorektalen Karzinom soll das gezielte Screening auf Prostata-, Lungen- und Magenkrebs ausgeweitet werden, die in dem Plan von 2003 noch nicht enthalten waren.

Das Brustkrebsscreening soll erweitert werden auf Frauen zwischen 45 und 74 Jahren. Bisher profitierten in vielen EU-Ländern nur Frauen zwischen 50 und 69 Jahren von solchen Untersuchungen.

In Deutschland werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahre derzeit alle zwei Jahre zu einem Mammographie­screening der Brust eingeladen. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Für Frauen mit erblicher Vorbe­lastung ist die Vorsorgeuntersuchung bereits ab dem Alter von 40 Jahren möglich.

Auf das humane Papillomavirus sollen nun Frauen im Alter zwischen 30 und 65 Jahren sollen alle fünf Jahre oder öfter (HPV) getestet werden, wobei der Impfstatus der Patientin berücksichtigt werden soll. In Deutsch­land zahlen die Krankenkassen aktuell einen HPV-Test bei Frauen ab 35 Jahren.

Immunchemische Stuhltests im Alter zwischen 50 und 74 sollen den Test auf okkultes Blut ersetzen, um be­stimmen zu können, ob eine endoskopische oder koloskopische Folgeuntersuchung zum Darmkrebsscreening durchgeführt werden soll.

Ergänzung um drei Krebsarten

Starke aktive und ehemalige Raucherinnen und Raucher sollen zwischen 50 und 75 Jahren auf ein Lungenkar­zinom gescreent werden. In Regionen mit hoher Magenkrebsinzidenz- und sterblichkeit soll ein Screening auf Helicobacter psylori erfolgen und präkanzerose Magenläsionen sollen überwacht werden.

Für das Prostatakarzinom sieht die Empfehlung der EU sieht Untersuchung bei Männern bis 70 Jahre mittels prostataspezifischem Antigentest und Magnetresonanztomographie als Folgeuntersuchung vor. In Deutsch­land ist eine Screening auf ein Prostatakarzinom ab einem Alter von 45 Jahren mittels digital-rektaler Untersuchung Kassenleistung.

Unterschiede der Länder minimieren

„Wir müssen der Floskel ,Früherkennung rettet Leben' Taten folgen lassen“, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides heute in Brüssel. Es müsse mehr und bessere Vorsorgeuntersuchungen geben. „Wenn wir nicht handeln, wird Krebs bis 2035 die häufigste Todesursache in der EU sein.“

Heute gebe es noch inakzeptable Unterschiede bei der Abdeckung mit Screenings, sagte Kyriakides. Diese liege für die Zielbevölkerung bei Brustkrebs zwischen sechs und 90 Prozent. Auch sollten benachteiligte Gruppen wie etwa in ländlichen Regionen Zugang zu Untersuchungen haben.

Im vergangenen Jahr hatte die EU-Kommission einen Aktionsplan gegen Krebs vorgelegt, der auf eine bessere Früherkennung setzt. Den Brüsseler Angaben zufolge wurde 2020 bei geschätzten 2,7 Millionen Menschen in der EU Krebs diagnostiziert. Auch Gesundheitskommissarin Kyriakides selbst überstand Brustkrebserkrankun­gen.

Die Vorschläge sollen veraltete Empfehlungen von 2003 ersetzen und sind Teil eines umfassenden Plans der EU gegen Krebs. Als nächstes befassen sich die EU-Staaten mit den Vorschlägen, deren Umsetzung für die Länder nicht verpflichtend ist.

afp/dpa/mim

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