EU-Projekt für neue Antibiotika startet
Bremen – Zur Entwicklung neuer Antibiotika beitragen soll das jetzt gestartete Projekt „Translocation“ der Europäischen Union (EU). Es ist eines von derzeit drei Projekten des Programms „New Drugs for Bad Bugs“ (ND4BB) der von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenen und als Public-Private Partnership organisierten Initiative für innovative Medikamente IMI (Innovative Medicines Inititiative). In Deutschland beteiligt sich unter anderem die Jacobs University in Bremen daran.
Die Resistenz vieler bakterieller Krankheitserreger gegen Antibiotika ist weltweit eine ernste Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht von einem „besorgniserregenden öffentlicher Gesundheitsnotstand mit bislang unabsehbarer Tragweite“.
Trotz der gebotenen Dringlichkeit wurden laut der Jacobs University in den vergangenen 30 Jahren nur zwei neue Antibiotika-Klassen bis zur Anwendungsreife gebracht. Ein Grund dafür sei, dass die vorgeschriebenen klinischen Tests für neue Antibiotika sehr teuer seien, außerdem dürften neue antibiotische Medikamente nicht auf dem freien Markt gehandelt, sondern nur in Notfällen zur Behandlung besonders problematischer Infektionen verwendet werden.
Aus Rentabilitätsgründen seien daher nur noch wenige Pharmaunternehmen in diesem Feld aktiv. „Darüber hinaus bestehen in der Forschung zahlreiche Wissenslücken auf molekularbiologischer Ebene in Bezug auf die genaue Wirkweise von Antibiotika und den Resistenzaufbau der Bakterien“, hieß es aus der Universität.
Im Rahmen von „Translocation“ wollen Wissenschaftler verschiedener Disziplinen untersuchen, wie antibiotisch wirksame Substanzen mittels hochspezialisierter Transportproteine durch bakterielle Zellwände hindurch in das Zellinnere gelangen.
Im Zentrum der Untersuchung stehen die klinisch relevanten Organismen Escherischia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa sowie Acinetobacter baumannii, also gram-negative Bakterien, die wegen ihrer doppelten Zellmembran eine besonders effiziente Barriere für viele antibiotische Substanzen besitzen.
Der zweite Schwerpunkt des Projektes ist die systematische Auswertung bisheriger Erfahrungen in der antibakteriellen Forschung. Dafür wollen die Initiatoren ein neuartiges institutionsübergreifendes Datenmanagementsystem entwickeln, das einen umfassenden Datenaustausch ermöglichen soll.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: