Ärzteschaft

EU-Richtlinie: Appell für bessere Luftqualität

  • Donnerstag, 8. Februar 2024
/Panithan, stock.adobe.com
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Berlin – Die Bundesärztekammer hat sich erneut für eine strengere Regulierung der Luftqualität ausgespro­chen. Aktuell laufen Verhandlungen zu einer neue Luftqualitätsrichtlinie in der Europäischen Union (EU).

„Die Richtlinie ist aus ärztlicher Sicht nicht ausreichend“, kritisierte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. Im Sinne der Patientinnen und Patienten sollten bei der Verabschiedung der Richtlinie die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umgesetzt werden.

„Die Feinstaubbelastung verursacht im europäischen Raum circa 300.000 vorzeitige Todesfälle“, sagte Rein­hardt. Damit gehöre sie vermutlich zu den größten Gesundheitsrisiken in Europa.

In Deutschland seien es etwa 70.000 vorzeitige Todesfälle, die durch Luftverschmutzung verursacht würden, ergänzte Barbara Hoffmann. „Mit jedem Atemzug atmen wir in der Stadt etwa zwei bis drei Millionen Partikel ein.“

Diese Partikel könnten über die Luft-Blut-Schranke Zugang zu allen Organen bekommen. Folgen seien etwa die Verschlechterung von Lungenerkrankungen sowie zu ischämischen Herzkreislauferkrankungen und Karzi­nome.

„Luftverschmutzung ist weltweit der viertwichtigste Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod mit über sechs­einhalb Millionen Todesfällen,“ so Hoffmann. In Deutschland stehe sie auf Platz acht der großen Risikofak­toren und sei etwa so wichtig wie ein erhöhter Cholesterinwert.

Die aktuellen Richtlinien stammen aus dem Jahr 2008 und sollen noch vor den Europawahlen im Juni er­neuert werden. Die von der EU-Kommission im Oktober 2022 vorgeschlagenen Grenzwerte überschreiten allerdings die von der WHO empfohlenen Höchstwerte.

Deutschland überschreitet die WHO-Empfehlungen

Während für kleine Feinstaubpartikel (PM2.5) laut WHO beispielsweise ein Grenzwert von 5µg/m3 nicht überschritten werden sollten, schlägt die EU-Kommission einen doppelt so hohen Grenzwert von 10 µg/m3 vor. Mit 25 µg/m³ liegt der aktuell geltende Grenzwert jedoch noch weitaus höher. Ähnlich sieht es bei Stickstoff und Ozon aus.

Laut Informationen des Umweltbundesamtes könnten aktuell zwar die meisten Grenzwerte eingehalten werden, mit den WHO-Empfehlungen würden jedoch fast alle Werte darüber liegen.

Da jetzt die Grenzwerte eingehalten würden, fehle aktuell der Antrieb für die Erstellung nationaler Luftrein­haltepläne, kritisierte Claudia Röhl vom Bundesumweltamt und forderte weitere Anstrengungen, um die Luftqualität in Deutschland und Europa zu verbessern.

In den EU-Verhandlungen sei Deutschland sehr zurückhaltend und positioniere sich nicht eindeutig, berich­tete Anne Stauffer, Deputy Director, Heal and Environment Alliance. „Das führt dazu, dass andere Länder versuchen Ausnahmeregelungen durchdrücken wollen“.

mim

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