Ausland

EU will nach Eier-Skandal Warnsystem verbessern

  • Dienstag, 5. September 2017

Tallin – In Reaktion auf den mittlerweile globalen Eier-Skandal will die EU das aktuelle Schnellwarnsystem optimieren. Der Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen müsse verbessert werden, räumte der für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis heute nach Beratungen mit den EU-Agrarministern ein. Konkret soll darüber bei einem weiteren Treffen am 26. September gesprochen werden.

Der Skandal um Eier, die mit dem Insektengift Fipronil verunreinigt sind, stand heute erstmals auf der Tagesordnung bei einem EU-Ministertreffen. Andriukaitis informierte dabei die Agrarminister über die aktuelle Lage und die jüngsten Entwicklungen. „Es ist bestätigt, dass alle verdächtigen Betriebe gesperrt wurden und die verunreinigten Eier und Eierprodukte vernichtet werden“, erklärte er. Für Verbraucher soll von verunreinigten Eiern keine akute Gesundheitsgefahr ausgehen.

45 Länder betroffen

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hatte bei den ersten europäischen Spitzengesprächen zum Eier-Skandal einen besseren Informationsaustausch gefordert. „Ich erwarte, dass das europäische Schnellwarnsystem dem Namen gerecht wird“, sagte der CSU-Politiker heute in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Es müsse leider festgestellt werden, dass monatelang in anderen Ländern Informationen verfügbar gewesen und nicht an Deutschland weitergegeben worden seien.

Betroffen sind von dem Skandal nach jüngsten Angaben der EU-Kommission 45 Länder. Bis heute hatten 26 der 28 EU-Staaten gemeldet, dass bei ihnen mit dem Insektengift verunreinigte Eier oder Eierprodukte aufgetaucht sind. Hinzu kamen Meldungen von 19 Nicht-EU-Staaten. In der Europäischen Union seien bis zuletzt lediglich Litauen und Kroatien nicht betroffen gewesen, bestätigte die zuständige EU-Kommissionsspreche­rin Anca Paduraru. Zu den betroffenen Nicht-EU-Ländern zählten mittlerweile auch die USA, Russland, Südafrika und die Türkei.

Nach den bisherigen Ermittlungen gelangte das Insektengift Fipronil in die Eier, weil es unerlaubterweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde. Ziel war es offen­sicht­lich, kostengünstig und effizient die Rote Vogelmilbe, umgangssprachlich auch Blutlaus genannt, zu bekämpfen. Das weit verbreitete Spinnentier ernährt sich vom Blut verschiedener Vogelarten und gilt als einer der wirtschaftlich bedeutendsten Schäd­linge in der Geflügelzucht.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch äußerte sich kritisch. „Mit seiner berechtigten, aber einseitigen Forderung nach einem besseren Informationsaustausch in Europa lenkt Herr Schmidt von der eigenen Verantwortung ab“, kommentierte sie. Auch das Warnsystem in Deutschland habe versagt. Es sei ineffizient und langsam.

dpa

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