Experten benennen Schwachpunkte des DRG-Systems
Berlin – Wolfgang Plücker, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens DKI GmbH, hat kritisiert, dass die Krankenhäuser in Deutschland die ärztlichen Leistungen aus dem Pflegebereich querfinanzieren. „Warum reichen die Erlöse nicht aus, um ausreichend Pflegekräfte zu bezahlen?“, fragte er auf dem 2. Deutschen Pflegetag in Berlin und gab gleich die Antwort: Weil das Geld zu den Ärzten verschoben werde.
Ein Problem sei insbesondere die Größe der Krankenhäuser in Deutschland, betonte Plücker: „In Deutschland haben die Häuser im Durchschnitt eine Größe von 250 Betten. Im restlichen Europa sind Häuser im Schnitt doppelt so groß.“ In den letzten Jahren habe es zudem noch eine Diversifizierung gegeben: Allgemeinchirurgien, zum Beispiel, seien noch einmal geteilt worden und dann noch einmal. Auf diese Weise seien Abteilungen mit circa 40 Betten entstanden, die weder leben noch sterben könnten.
„Kleine Einheiten werden mit der Personalausstattung im Rahmen des DRG-Systems nicht zurechtkommen“, meinte Plücker. „Es ist nicht das DRG-System, das Ihnen das Personal klaut. Es ist die Organisation, die Ihnen nicht das Personal gibt, das Sie eigentlich aufgrund der erhaltenen Erlöse haben müssten.“ Das Problem sei dabei, dass manche Häuser kleine Abteilungen einfach nicht aufgeben wollten.
Der Münchner Gesundheitsökonom Günter Neubauer meinte, das DRG-System in Deutschland sei zwar nicht das beste System zur Krankenhausfinanzierung, aber doch das beste, das augenblicklich zur Verfügung stehe. Das bedeute aber nicht, dass es nicht noch verbessert werden könne.
Neubauer schlug vor, künftig zwischen effizienzorientierten und qualitätssichernden Leistungen zu unterscheiden. „Bei allen ‚face-to-face‘-Leistungen sollte eine bestimmte Zeit festgelegt werden, die vergütetet wird und die nicht verändert werden darf, also Inseln der Qualität im Meer der Ökonomie“.
Die Krankenhäuser müssten dann nachweisen, dass diese Zeiten auch wirklich eingehalten worden seien. Zudem müssten die DRGs spezifischer ausgerichtet werden. „Elektive Leistungen müssen anders vergütet werden als Notfallleistungen“, forderte er. Denn wer heute weniger Notfallpatienten habe, sei ökonomisch besser dran.
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