Experten plädieren für mehr Gesundheitsschutz im Kitasystem

Berlin – Bildungswissenschaftler sehen das Kitasystem in Deutschland zunehmend unter Druck und empfehlen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, um einen Teufelskreis aus Personal- und Fachkräftemangel und Krankmeldungen zur durchbrechen.
„Viele Einrichtungen sind von hoher Personalfluktuation und überdurchschnittlich hohen Krankenständen betroffen, häufig bedingt durch psychische Belastungen“, heißt es in einer Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), einem Beratungsgremium der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Weiterentwicklung des Bildungswesens.
Die vielen Probleme führten zu einer zunehmenden Instabilität im System, was nicht nur die Verlässlichkeit der Betreuung gefährde, sondern sich auch negativ auf die pädagogische Qualität auswirke. „Gerade junge Kinder leiden unter wechselnden Bezugspersonen und instabilen Betreuungssettings.“ Auch für Familien, die auf die Betreuung angewiesen sind, sind etwa eingeschränkte Öffnungszeiten wegen hohen Krankenstands eine Belastung.
Die Wissenschaftler schlagen vor, dass Erzieherinnen und Erziehern gesetzlich Zeit für Fort- und Weiterbildung, Vor- und Nachbereitungsarbeiten und Zusammenarbeit mit Familien freigeräumt wird, um eine Ballung von Aufgaben aufzubrechen. Hohe Krankenstände und Fluktuation müssten zudem realistisch in die Berechnung des Personalschlüssels einbezogen werden.
Gesundheitsförderung, Selbst- und Emotionsregulation sollten als zentrale professionelle Kompetenzen regelmäßig durch Fort- und Weiterbildung gestärkt werden, heißt es weiter. Langfristig wird vorgeschlagen, „weitere attraktive Karrierewege jenseits der klassischen Rollen“ als Gruppenerzieherin oder Kitaleitung zu schaffen, um Fachkräfte im Beruf zu halten.
Die Experten empfehlen, eine sich aktuell abzeichnende Entwicklung für Strategien zur Gesundheitsförderung zu nutzen, um langfristig Fachkräfte zu halten: Aufgrund sinkender Geburtenraten werde sich die Personalmangelsituation voraussichtlich zeitnah deutlich entschärfen. In Teilen Ostdeutschlands gebe es bereits ein Überangebot an Kitaplätzen. Für Westdeutschland werde 2027/28 ein Ausgleich der Mangelsituation erwartet.
Auf der anderen Seite haben neu eingeschulte Kinder ab dem nächsten Schuljahr einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Das werde zu einem weiteren Personalbedarf vor allem in Westdeutschland führen.
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