Ärzteschaft

Fachgesellschaft: Beachtliche Effekte von JAK-Inhibitoren bei Alopecia areata und Vitiligo

  • Dienstag, 23. Juli 2024

Berlin – Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) weist auf gute Behandlungsergebnisse bei kreis­rundem Haarausfall (Alopecia areata, AA) und Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) durch JAK-Inhibitoren (JAKi) hin. Gleichzeitig sieht die Fachgesellschaft aber auch offene Fragen bei diesen Präparaten.

„Mit der seit einigen Jahren erhältlichen neuen Substanzklasse der Januskinase (JAK)-Inhibitoren verbessern sich die Therapieergebnisse. Die positiven Effekte bei der Therapie der schwer ausgeprägten Vitiligo und der AA sind beachtlich“, schreibt die DDG in einer Mitteilung.

In weiteren Studien sollte aber beispielsweise untersucht werden, wie die derzeit noch hohe Non-Responder-Rate gesenkt werden könnte. Da die neuen Medikamente auch Nebenwirkungen verursachen können, sei es wichtig, Kriterien zu finden, die dabei helfen zu entscheiden, bei welchen Patientinnen und Patienten diese immunmodulierenden Therapien erfolgversprechend erscheinen.

Die Pigmentstörung Vitiligo belaste die Psyche der Betroffenen oftmals stark, so die DDG. „Durch die gut sichtbaren Hautveränderungen fühlen sich die Betroffenen häufig stigmatisiert. Auch Depressionen, Angst, ein reduziertes Selbstwertgefühl sowie Vereinsamung aufgrund weniger persönlicher Kontakte können die Folge sein“, sagte Markus Böhm, Oberarzt und Leiter Allgemeine Dermatologie an der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster laut Mitteilung.

„Der JAK-Inhibitor Ruxolitinib gehört zu der ersten Generation unter den JAKi und zeigt in der topischen An­wen­dung bisher die überzeugendsten Ergebnisse bei der Behandlung der nicht segmentalen Vitiligo“, schreibt die DDG. „Mit dieser seit Mai 2023 in Deutschland für die nicht segmentale Vitiligo im Gesichtsbereich zuge­lassenen Lokaltherapie, die ab dem Alter von zwölf Jahren eingesetzt werden kann, ist es möglich, eine ästhetisch zufriedenstellende Repigmentierung zu erreichen“, so Böhm.

Der Haarverlust bei Alopecia areata sei ähnlich wie die Vitiligo mit starken emotionalen Belastungen verbunden. Verschiedenen Studien hätten gezeigt, dass die JAKi bei moderater bis schwerer AA erfolgreich zu einem Nachwachsen der Haare führt, so die DDG.

Für die Behandlung der schweren Alopecia areata stünden mit den Januskinase-Inhibitoren Baricitinib (für Erwachsene) sowie Ritlecitinib (ab dem Alter von zwölf Jahren) neue, zugelassene Therapieoptionen zur Verfügung. Allerdings müsse die Behandlung als Dauermedikation stattfinden, sonst komme es zu einem erneuten Haarausfall.

„Beide Erkrankungen – Vitiligo und Alopecia areata – werden noch immer häufig als rein kosmetische Prob­leme betrachtet und das Leiden der Betroffenen ‚als nicht lebensbedrohlich‘ verharmlost. Das greift zu kurz“, mahnt Böhm. Die Krankheitslast und die sekundären psychosozialen Effekte seien groß.

Daher wäre es für den Dermatologen aus Münster wünschenswert, wenn diese zugelassenen und erfolgrei­chen Therapien häufiger in der Praxis eingesetzt werden könnten. Allerdings sind die neuen Therapeutika laut DDG teuer, was bei Behandlern auf zusätzliche Skepsis stößt. Sie werden bei Alopecia areata meist nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

fri

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