Fachgesellschaft fordert Sonderregeln bei Arzneimittel-Preissprüngen
Berlin – Das Fallpauschalen-System reagiert zu spät auf Kostensprünge im Arzneimittelmarkt. Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). „Diese Risiken können nicht von den Krankenhäusern getragen werden. Medikamente dieser Art müssen über Zusatzentgelte finanziert werden und über Pauschalen“, sagte Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der Fachgesellschaft.
Anlass für den Protest ist ein Preissprung bei dem Medikament Carmustin. Es wird seit mehr als 40 Jahren in der Behandlung von bösartigen Tumoren eingesetzt und ist laut der DGHO ein fester und unersetzbarer Bestandteil bei der Vorbereitung von Patienten zur Blutstammzelltransplantation. Vor allem Kinder und Erwachsene mit aggressivem Lymphknotenkrebs seien betroffen. Der frühere Inhaber des Medikamentes hatte die Lizenz für Carmustin 2013 an eine indische Firma verkauft. Sie ist jetzt der weltweit einzige Hersteller.
Ohne Vorankündigung stieg der Preis in diesem Januar auf mehr als das Dreifache, von etwa 300 Euro auf über 900 Euro pro Ampulle, berichten die Onkologen. Für Transplantationszentren bedeute das eine finanzielle Mehrbelastung von bis zu 300.000 Euro pro Jahr und mehr. Die DGHO fordert von der Politik Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Krebsmedikamenten. „Die Verengung des Weltmarkts bei Carmustin auf nur einen Hersteller ist ein weiteres Warnsignal, das zum Handeln auffordert“, hieß es aus der Fachgesellschaft.
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