Fachgesellschaft klagt über Infektiologenmangel an Krankenhäusern
Köln – An deutschen Krankenhäusern arbeiten zu wenig Infektiologen. Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und verweist auf aktuelle Empfehlungen der Europäischen Kommission. „Diese Empfehlungen machen einmal mehr deutlich, dass wir in Deutschland noch einigen Nachholbedarf bei der infektiologischen Versorgung haben“, erläuterte Winfried Kern, Vorstandsmitglied der DGI und Leiter der Infektiologie der Universitätsklinik Freiburg.
„Denn in den allermeisten Kliniken hierzulande sind Stellen für Infektiologen gar nicht regelhaft vorgesehen, und gerade an kleinen Krankenhäusern stehen oft auch keine infektiologischen Konsiliardienste zur Verfügung“, so Kern. Während in Ländern wie Schweden oder den USA auf eine Millionen Einwohner mehr als 20 Fachärzte für Infektiologie kämen, seien es in Deutschland nur rund sieben.
Ende Juni hat die Europäische Kommission EU-Leitlinien für die Verwendung von Antibiotika in der Humanmedizin veröffentlicht. Die aktuelle Leitlinie wurde im Rahmen des Aktionsplans der Europäischen Kommission zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen erstellt und konzentriert sich auf Maßnahmen in der Humanmedizin. Um die Verordnung von Antibiotika zu verbessern und auch in Zukunft Patienten therapieren zu können, die beispielsweise mit multiresistenten Erregern infiziert sind, komme Infektiologen eine zentrale Rolle zu, so die Kommission.
„Wenn die Eindämmung von Resistenzen und die angemessene Versorgung komplexer Infektionen mit und ohne Resistenzen gelingen soll, dann muss der Einsatz von Infektionsspezialisten ein selbstverständlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung in jeder Klinik in Deutschland werden“, sagte Gerd Fätkenheuer, Vorsitzender der DGI und Leiter der Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln.
Neben Ausbau und Stärkung der Antibiotic-Stewardship-Programme und der Einrichtung von Stellen für Infektiologen müsse die Infektiologie zudem auf unterschiedlichen Ebenen dringend gestärkt werden: im Studium, in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung und durch die Einrichtung eines Facharztes für Infektiologie.
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