Ärzteschaft

Fachgesellschaft klagt über Infektiologenmangel an Krankenhäusern

  • Dienstag, 18. Juli 2017

Köln – An deutschen Krankenhäusern arbeiten zu wenig Infektiologen. Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und verweist auf aktuelle Empfeh­lungen der Europäischen Kommission. „Diese Empfehlungen machen einmal mehr deutlich, dass wir in Deutschland noch einigen Nachholbedarf bei der infektiolo­gischen Versorgung haben“, erläuterte Winfried Kern, Vorstandsmitglied der DGI und Leiter der Infektiologie der Universitätsklinik Freiburg.

„Denn in den allermeisten Kliniken hierzulande sind Stellen für Infektiologen gar nicht regelhaft vorgesehen, und gerade an kleinen Krankenhäusern stehen oft auch keine infektiologischen Konsiliardienste zur Verfügung“, so Kern. Während in Ländern wie Schweden oder den USA auf eine Millionen Einwohner mehr als 20 Fachärzte für Infektiologie kämen, seien es in Deutschland nur rund sieben.

Ende Juni hat die Europäische Kommission EU-Leitlinien für die Verwendung von Antibiotika in der Humanmedizin veröffentlicht. Die aktuelle Leitlinie wurde im Rah­men des Aktionsplans der Europäischen Kommission zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen erstellt und konzentriert sich auf Maßnahmen in der Humanmedizin. Um die Verordnung von Antibiotika zu verbessern und auch in Zukunft Patienten therapie­ren zu können, die beispielsweise mit multiresistenten Erregern infiziert sind, komme Infektiologen eine zentrale Rolle zu, so die Kommission.

„Wenn die Eindämmung von Resistenzen und die angemessene Versorgung komplexer Infektionen mit und ohne Resistenzen gelingen soll, dann muss der Einsatz von Infek­tionsspezialisten ein selbstverständlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung in jeder Klinik in Deutschland werden“, sagte Gerd Fätkenheuer, Vorsitzender der DGI und Leiter der Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln.

Neben Ausbau und Stärkung der Antibiotic-Stewardship-Programme und der Einrich­tung von Stellen für Infektiologen müsse die Infektiologie zudem auf unterschiedlichen Ebenen dringend gestärkt werden: im Studium, in der ärztlichen Fort- und Weiter­bil­dung und durch die Einrichtung eines Facharztes für Infektiologie.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung