Ärzteschaft

Fachgesellschaft rät von Hormonselbsttests für zu Hause ab

  • Donnerstag, 31. Oktober 2024
/bonilla1879, stock.adobe.com
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Altdorf – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rät davon ab, Selbsttests zur Bestimmung des Hormonstatus zu verwenden, da die Ergebnisse dieser Tests nicht valide seien.

Die Tests sind online oder in Drogerie erhältlich. Nutzer geben ihre Speichelprobe zu Hause ab und schicken sie an ein Labor. Getestet wird der Hormonspiegel eines oder mehrerer Hormone. Innerhalb weniger Tage liegen Ergebnisse vor.

Aus Sicht von Alexander Mann, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie am Endokrino­lo­gikum Frankfurt kann es viele Gründe geben, warum sich Betroffene bei Beschwerden nicht an Endo­krino­logen wenden, sondern sich für die kommerziellen Hormonselbsttests entscheiden.

„Unter Umständen ist ihnen die Wartezeit bis zu einem Arzttermin zu lang oder sie fühlen sich dort mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen und erhoffen sich von den Hormontests neue Erkenntnisse“, sagte er. Die Selbstdiagnostik könne bei den Betroffenen aber zu unnötiger Sorge führen, falls die Ergebnisse falsch oder ungenau seien.

Da es bei dem Großteil der Tests danach kein Beratungsgespräch mit Fachärzten gebe, hätten sie „im günsti­gen Fall erstmal geringe oder keine, im schlimmsten Fall eine irreführende Aussagekraft“, so Mann. Er kriti­siert, dass bei vielen kommerziellen Hormon­selbsttests nicht nachverfolgt werden könne, welche Qualität die Tests und somit auch die Ergebnisse besäßen.

„Selbst wenn die Tests beispielsweise in einem zertifizierten Verfahren durchgeführt werden, sind Hormon­tests immer stark abhängig von äußeren Bedingungen“, warnt der Experte. Das fange bei der Tageszeit an, an der die Probe entnommen werde.

Diese beeinflusse etwa die Bewertung von männlichen Hormonen sehr stark. Somit könne der vorliegende Hormonspiegel nicht zuverlässig bewertet werden. Bei Beschwerden, die möglicherweise auf hormonelle Ursachen zurückzuführen seien, sei daher eine fachärztliche Anamnese und Diagnostik der erste wichtige Schritt.

„Bei einer klaren medizinischen Fragestellung, die in der Regel ärztlich begleitet ist, können Selbsttests ein hilfreiches Instrument sein“, sagte DGE-Mediensprecherin Birgit Harbeck. Ovulationstests könnten zum Bei­spiel beim Erfüllen eines Kinderwunsches sinnvoll sein.

Die zunehmende Kommerzialisierung allgemeiner Hormontests für zu Hause sehe man dagegen kritisch, da ihre Validität infrage stehe und Betroffene oftmals mit den Ergebnissen vollkommen allein gelassen würden.

hil

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