Fachgesellschaft stellt Leitlinie zu peripartalen Blutungen vor

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) hat zusammen mit 13 weiteren Organisationen eine S2k-Leitlinie zur postpartalen Blutung (PPH) vorgestellt.
Diese Blutung nach der Geburt ist eine Notfallsituation und zählt mit einer Prävalenz von 0,5 bis 1,9 Prozent zu den Hauptursachen der Müttersterblichkeit – auch in der westlichen Welt.
„Verschiedene Ursachen, insbesondere mangelnde Kontraktion der Gebärmutter, aber auch Traumata, Plazenta- oder Gerinnungsprobleme, können – gegegenenfalls in Kombination – zu einer PPH führen“, erläutert der Koordinator der Leitlinie, Dietmar Schlembach.
Im deutschsprachigen Raum werde die PPH als ein Blutverlust ab 500 Milliliter nach vaginaler Geburt beziehungsweise ab 1.000 Milliliter nach Kaiserschnitt definiert. Aber Ärztinnen und Ärzte müssten bei klinischen Zeichen eines hämorrhagischen Schocks unabhängig vom sichtbaren Blutverlust von einer PPH ausgehen, so die Autoren.
Laut der Leitlinie treten verstärkte Nachblutungen häufig ohne Vorboten beziehungsweise Risikofaktoren auf. Eine engmaschige Überwachung nach der Geburt sei daher die Basis für eine frühzeitige Entdeckung. Sehr wichtig sei im Rahmen der sogenannten Plazentaperiode die prophylaktische Gabe von kontraktionsfördernden Medikamenten, sogenannten Uterotonika.
Grundsätzlich verhindere deren Einsatz in der Plazentaperiode rund 50 bis 70 Prozent der verstärkten postpartalen Blutungen und reduziere die Notwendigkeit der therapeutischen Anwendung von Uterotonika um etwa die Hälfte. Die medikamentösen Empfehlungen gelten laut der Leitliniengruppe für die vaginale Geburt und für den Kaiserschnitt.
Insbesondere Schwangere mit Risikofaktoren für eine Plazentationsstörung sollten laut der Leitlinie frühzeitig von Spezialisten untersucht werden. Erhärte sich der Verdacht auf ein erhöhtes Risiko für eine PPH, empfehlen die Autoren eine frühzeitige Vorstellung in einer Geburtsklinik mit geeigneter Organisationsstruktur und Versorgung durch ein interdisziplinäres Team mit größtmöglicher Expertise.
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