Fachgesellschaften fordern faire Bewertung wissenschaftlicher Leistungen
Düsseldorf – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AMWF) hat in einem Positionspapier zur Evaluation der medizinischen Forschungsleistung die Dominanz des sogenannten „Journal Impact Factor“ kritisiert. Das Positionspapier stellt Kriterien für eine faire und verlässliche Bewertung wissenschaftlicher Leistungen vor.
Der Journal Impact Factor spiegelt die Bedeutung wissenschaftlicher Fachzeitschriften wider und diente ursprünglich Bibliothekaren als bibliometrischer Indikator bei der Auswahl der zu abonnierenden Fachzeitschriften. Inzwischen gelte der Quotient jedoch zunehmend als Qualitäts-Merkmal wissenschaftlicher Leistungen und beeinflusse somit auch die berufliche Entwicklung von Medizinern, kritisiert die AMWF.
„Der Impaktfaktor ist kein geeignetes Instrument für die Bewertung einer Forschungsleistung und sollte schnellstmöglich durch geeignete Indikatoren ersetzt werden“, sagt Christoph Herrmann-Lingen von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen. Er spricht damit stellvertretend für eine Gruppe von Wissenschaftlern, die die „Methoden zur Evaluation der medizinischen Forschungsleistung“ auf den Prüfstand stellte. Die Ergebnisse der Prüfung erscheinen jetzt in der Fachzeitschrift „German Medical Science“.
Ein sinnvolleres Instrument zur Evaluation medizinischer Forschungsleistung sieht die AWMF im sogenannten „informierten peer- review“-Verfahren, bei dem unabhängige Fachexperten die Leistungen der Wissenschaftler begutachten. „Kernpunkt bei der Beurteilung des Impacts von Forschungsleistungen einer Person ist die Frage, ob diese Person in ihrem Fach etwas bewegt hat“, unterstreicht Herrmann-Lingen. Sichtbar werde dies etwa darin, dass medizinische Leitlinien die betreffenden Studien zitieren. Denn dies deute darauf hin, dass sich aus einem Forschungsergebnis ein konkreter Nutzen für Diagnose, Therapie oder Prävention von Krankheiten ableite.
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