Ärzteschaft

Fachverbände wollen mehr Frauenzentrierung

  • Freitag, 6. März 2020
/andranik123, stock.adobe.com
/andranik123, stock.adobe.com

Berlin – Im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März haben Fachverbände ein gendergerechtes Umdenken gefordert. Frauen seien sowohl beruflich als auch gesell­schaft­lich nach wie vor benachteiligt, so die Kritik der Verbände.

Vor diesem Hintergrund rief der Deutsche Hebammenverband (DHV) für mehr Parität und Geschlechtergerechtigkeit im Gesundheitswesen auf, während der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) vor allem einen besseren Schutz von Frauen vor Cybermobbing und sexueller Pöbelei forderte.

„Die Lebenswelt von Frauen wird in Gesetzgebungsprozessen leider allzu oft nicht aus­reichend berücksichtigt“, erklärte BDP-Präsidentin Meltem Avci-Werning mit Verweis auf den vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz vorgelegten „Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität“.

Dieser sehe zwar vor, dass beispielsweise Morddrohungen und Volksverhetzungen künftig gemeldet und vom Netz genommen werden sollen. Die Hassrede gegen Frauen sei je­doch erst nach Kritik des Deutschen Juristinnenbundes explizit aufgenommen worden. „In der ersten Fassung des Gesetzentwurfes hieß es noch, die Regelungen seien ‚geschlechts­neutral und betreffen Frauen und Männer in gleicher Weise‘ “, so Avci-Werning.

Dabei würden gerade Frauen besonders häufig Opfer von Cybermobbing und Hassreden – und hätten in der Folge entsprechend oft mit massiven körperlichen und psychischen Auswirkungen wie posttraumatischen Stress, Depressionen bis hin zu Suizid­gedanken zu kämpfen. „Dem gilt es, durch entsprechende gesetzliche Vorgaben Einhalt zu gebieten“, so der BDP.

Der DHV plädierte zudem für mehr Frauenzentrierung im Gesundheitswesen: „Schließlich sei die Mehrheit der Leistungsempfängerinnen und Leistungserbringerinnen im Gesund­heitsbereich weiblich. Das ist das Ergebnis der apoBank-Studie „Inside Heilberufe“.

Demnach sind mehr als 60 Prozent der Medizinstudierenden Frauen, in der Pharmazie sind es sogar mehr als 70 Prozent – von Hebammen, Alten- und Gesundheitspflegerinnen ganz zu schweigen. Vor diesem Hintergrund müssten Frauen aus Sicht des Hebammen­verbandes wesentlich stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

„Bis zur Geschlechtergerechtigkeit in der Medizin haben wir noch einen langen Weg vor uns“, monierte DHV-Präsidentin Ulrike Geppert-Orthofer. Dies werde nicht zuletzt in der immer wieder auflebenden Abtreibungsdiskussion oder der aktuellen Debatte um Gewalt in der Geburtshilfe immer wieder deutlich.

Vor diesem Hintergrund überrascht es kaum, dass Ärztinnen, Apothekerinnen & Co. mit ihrer beruflichen Situation zunehmend unzufrieden sind: Laut apobank-Studie sanken die Zufriedenheitswerte seit der letzten Befragung im Jahr 2016 um elf Prozentpunkte signi­fi­kant und liegen aktuell bei 52 Prozent.

„Die sinkende Zufriedenheit unter den Heilberuflerinnen ist ein Warnsignal, denn sie wer­den mehrheitlich die Gesundheitsversorgung von morgen gestalten“, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der apoBank. Ent­spre­chend wichtig sei es, die Bedürfnisse der Frauen stärker in den Fokus zu nehmen.

Dazu gehören der Studie zufolge vor allem eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bürokratieabbau sowie mehr Zeit für Patientenbehandlung, Weiterbildung und kollegialen Austausch.

hil/sb

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung