Fälle von Schwangerschaftsdiabetes nehmen zu

Berlin/Schwerin – Schwangerschaftsdiabetes ist in Mecklenburg-Vorpommern stark auf dem Vormarsch. Im Jahr 2021 erhielt jede siebte Schwangere diese Diagnose. Das teilte die AOK Nordost nach der Auswertung eigener Daten mit. Im Jahr 2016 sei es erst jede Zwölfte gewesen. Das sei ein Anstieg um 70 Prozent.
Die Gynäkologin am AOK-Ärztehaus Centrum für Gesundheit in Berlin, Kerstin Runiewicz, erklärte: „Ich sehe immer mehr schwangere Patientinnen, die ein Risiko dafür mitbringen, zum Beispiel, weil sie übergewichtig beziehungsweise adipös sind oder, weil sie sich zu wenig bewegen.“
Auch bundesweiter Anstieg
Bundesweit steigt die Prävalenz des Gestationsdiabetes ebenfalls, jedoch weitaus weniger drastisch: Laut Bundesauswertung des IQTIG hatten 2021 knapp 7,86 Prozent aller Schwangeren in Deutschland ein Gestationsdiabetes, während es 2016 noch 5,38 Prozent der Schwangeren einen Gestationsdiabetes.
Obwohl die Wahrscheinlichkeit für einen Diabetes Mellitus Typ 2 nach einem Gestationsdiabetes stark erhöht ist, gingen nur knapp 40 Prozent der Frauen zur Nachsorge, sagte Katharina Laubner vom Universitätsklinikum Freiburg auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).
Es müsse daher diskutiert werden, ob das Nachsorgescreening anstelle des aufwändigen Glucose Toleranztests mithilfe des HbA1c durchzuführen sei, sagte Katharina Laubner heute auf der Pressekonferenz.
Eine neue Leitlinie werde vermutlich im Herbst 2024 erscheinen, so Laubner. Zu Inhalten könne sie allerdings noch keine Auskünfte geben.
Zusätzlich müsse mehr Beusstsein sowohl bei den Patientinnen als auch bei Hebammen und Hausärzten für das Nachsorgescreening bei Schwangerschaftsdiabetes geschaffen werden. „Eventuell helfen, Erinnerungstabellen zum Beispiel im Mutterpass, U-Heft der Kinder, festgelegte Termine zum Screening, dass die Nachsorge der Mutter durchgeführt wird“, sagte Laubner.
Risikofaktor Schwangerschaftsalter nimmt zu
Zu den Risikofaktoren für einen Gestationsdiabetes gehören ein höheres Lebensalter, hohes Körpergewicht, und eine positive Familienanamnese.
Laut AOK ist einer der Gründe für die steigende Prävalenz des Gestationsdiabetes auch das höhere Alter der Schwangeren. Laut der Kasse waren AOK-versicherte Mütter aus MV bei der Geburt ihres Kindes 2016 im Schnitt 29,4 Jahre alt, 2021 dann 30 Jahre.
Während von den Frauen, die im Alter von 20 bis 29 Jahren ein Kind bekamen, nur 3,5 Prozent die Diagnose Gestationsdiabetes erhielten, waren es bei den 30- bis 39-Jährigen rund 14 Prozent und bei den über 40-Jährigen sogar rund 24 Prozent, wie es hieß. Diese Angaben beziehen sich auf die Jahre 2016 bis 2021.
Ein weiterer Grund für die Zunahme der Zahlen ist laut AOK, dass heute häufiger auf Schwangerschaftsdiabetes getestet wird als früher. Inzwischen müsse allen Schwangeren in Deutschland im sechsten oder siebten Monat der Schwangerschaft ein Test auf Gestationsdiabetes angeboten werden.
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