Fast 800 Millionen Menschen von chronischer Nierenkrankheit betroffen

Seattle – Zuletzt haben weltweit schätzungsweise 788 Millionen Menschen an einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) gelitten. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr 1990, wie ein internationales Forschungsteam auf der ASN Kidney Week in Houston erläuterte.
Die Ergebnisse wurden parallel im Fachjournal The Lancet veröffentlicht (2025; DOI: 10.1016/ S0140-6736(25)01853-7). Grundlage sind Daten aus dem Jahr 2023 der Untersuchung Global Burden of Disease (GBD). Demnach starben 2023 1,48 Millionen Menschen an CKD. Diabetes, Fettleibigkeit und hoher Blutdruck sind demnach die häufigsten Ursachen für Nierenleiden.
„Chronische Nierenerkrankungen erfahren in der Gesundheitspolitik weiterhin deutlich weniger Aufmerksamkeit als andere nicht übertragbare Krankheiten“, wird Seniorautor Theo Vos vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IMHE) in Seattle in einer Mitteilung zitiert.
Dabei ergab die Untersuchung, dass CKD 2023 weltweit die neunthäufigste Todesursache waren. Nierenfunktionsstörungen sind weltweit für fast 12 % aller Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich.
Altersstandardisierte Sterblichkeit gestiegen
In absoluten Zahlen hat sich die Anzahl der Menschen mit chronischer Nierenkrankheit von 378 Millionen im Jahr 1990 auf 788 im Jahr 2023 mehr als verdoppelt.
Dieser hohe Anstieg ist jedoch teilweise auf die wachsende Weltbevölkerung und die Alterung vieler Gesellschaften zurückzuführen, denn die Krankheit betrifft überwiegend ältere Menschen. Die altersstandardisierte Sterblichkeit stieg von 24,9 im Jahr 1990 auf 26,5 pro 100.000 Menschen im Jahr 2023. Bei den meisten anderen Krankheiten ist die altersstandardisierte Sterblichkeit hingegen gesunken.
Weltweit litten 2023 der Studie zufolge gut 14 % (altersstandardisiert) der Menschen an einer chronischen Nierenkrankheit – die weitaus meisten davon allerdings in einem frühen Stadium. Besonders häufig sind Nierenleiden in Nordafrika und im Nahen Osten, wo 18 % der Bevölkerung betroffen sind (altersstandardisiert). Weitere Regionen mit überdurchschnittlicher Häufigkeit sind Südasien, Afrika südlich der Sahara sowie Lateinamerika und die Karibik.
Deutschland unter globalem Schnitt
Grundsätzlich betreffen Nierenkrankheiten auch viele Menschen in Staaten mit einem hohen Durchschnittseinkommen, etwa in Japan. Deutschland liegt mit 8,4 % (altersstandardisiert) deutlich unter dem globalen Durchschnitt – zudem sank hierzulande die Häufigkeit seit 1990, entgegen dem weltweiten Trend.
Die Forscher werteten für die Studie mehr als 2.200 Datenquellen aus, darunter Melderegister, Register für Nierenversagen und Haushaltsbefragungen. Aus diesen Daten erstellten sie mit einem Computermodell Werte für 204 Länder und Territorien.
„Chronische Nierenerkrankungen stellen eine wachsende globale Gesundheitskrise dar, deren Folgen größtenteils vermeidbar sind“, sagte Ko-Autorin Lauryn Stafford, ebenfalls aus Seattle. Es gebe inzwischen sehr wirksame Medikamente, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen könnten. Im schlimmsten Fall hilft eine Nierentransplantation: Deren Anzahl stieg zwischen 1990 und 2023 von 1,59 Millionen auf 4,59 Millionen.
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