Fast Food kann blind machen
Ein 17-jähriger Mann aus England hat es mit einer jahrelangen einseitigen Ernährung geschafft, seine Sehfähigkeit dauerhaft zu vermindern. Die Ärzte diagnostizierten eine ernährungsbedingte Optikusneuropathie, die die Makula so weit geschädigt hat, dass der Patient für rechtlich blind erklärt wurde.
Ernährungsbedingte Optikusneuropathien sind insgesamt selten. Vereinzelt werden sie bei Alkoholabhängigen gefunden. Die Ursache ist eine Schädigung der Sehnerven durch eine zu geringe Zufuhr von Vitaminen und/oder Spurenelementen. Als Auslöser kommen ein Mangel an Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B9 (Folsäure), Vitamin B12 (Cobalamin), Eisen, Kalzium, Magnesium und Kupfer infrage.
Der 17-jährige Mann, der sich am Ende wegen Sehstörungen bei Denize Atan vom Bristol Eye Hospital vorstellte, hatte sich nach eigenen Angaben seit dem Ende der Grundschulzeit nur noch von Pommes, Kartoffelchips und Weißbrot ernährt, manchmal habe er auch einige Scheiben Schinken verzehrt. Andere Speisen hätte er konsequent vermieden, weil sie eine für ihn unangenehme Textur hatten.
Mit 14 Jahren meldete er sich wegen Unwohlsein und vermehrter Müdigkeit zuerst bei einem Hausarzt. Der Mediziner diagnostizierte eine makrozytäre Anämie und einen Vitamin B12-Mangel. Der Jugendliche erhielt parenteral Vitamin B12 und eine Ernährungsberatung. Als er ein Jahr später erneut den Hausarzt konsultierte, klagte er über Hörverlust und Sehstörungen, für die aber keine Ursache gefunden wurde.
Mit 17 Jahren hatte sich das Sehvermögen so weit verschlechtert, dass er ans Bristol Eye Hospital überwiesen wurde. Hier wurde erneut ein Vitamin-B12-Mangel diagnostiziert. Darüber hinaus waren die Kupfer- und Selenwerte stark vermindert. Der Zinkwert war erhöht. Ein Vitamin D-Mangel hatte bereits zu einer deutlich verringerten Knochenmineraldichte geführt.
Die augenärztliche Untersuchung ergab, dass der Sehnerv vermutlich dauerhaft geschädigt ist und die Sehstörungen wohl permanent sind. Der junge Mann kann seine Umgebung zwar dank eines intakten peripheren Sehfelds noch wahrnehmen. Lesen kann er aber nicht mehr. Auch Gesichter oder Gegenstände zu identifizieren, fällt ihm schwer. Autofahren ist Menschen mit einer Beschädigung der Makula verboten.
Eine ernährungsbedingte Optikusneuropathie droht laut Atan nicht nur durch Fast Food oder Alkoholismus. Auch eine streng vegane Diät sei bedenklich, wenn dabei nicht auf eine ausreichende Zufuhr mit Vitamin B12 geachtet werde.
Veganer müssen das Vitamin entweder durch Supplemente oder durch Nahrungsmittel aufnehmen, die mit Vitamin B12 angereichert sind. Dazu gehört in England übrigens der geliebte (und gehasste) Hefeextrakt Marmite. Um einen Mangel rechtzeitig zu erkennen, sollten Veganer regelmäßig ihren Vitaminstatus beim Arzt überprüfen lassen.
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