Fast jeder vierte Arzt trinkt zu viel Alkohol

München – Etwa 23 Prozent der Ärzte in Deutschland konsumieren Alkohol in gefährlichen Mengen. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, lange Arbeitszeiten, die Tätigkeit in chirurgischen Fächern und speziell bei Frauen die Position als Assistenzärztin. Das zeigt eine Onlinebefragung von Wissenschaftlern des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, die das Gesundheitsverhalten und den Suchtmittelkonsum von Ärzten untersuchte. Die Ergebnisse wurden im Journal of Occupational Medicine and Toxicology publiziert (2018; doi: 10.1186/s12995-018-0208-7).
Von 1.338 Rückmeldungen konnten 920 vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgewertet werden. 90 Prozent der Ärzte empfanden ihren Gesundheitszustand als mindestens zufriedenstellend. Fast jeder vierte Arzt konsumierte Alkohol in gefährlichem Maße, fünf Prozent litten ihren Angaben nach unter einer mittleren bis hohen Nikotinabhängigkeit, acht Prozent unter Adipositas.
Kinderlosigkeit stellte für Ärzte beider Geschlechter einen Risikofaktor für gefährlichen Alkoholkonsum dar. Hingegen wurde nur Frauen der Status „Assistenzarzt“ zum Verhängnis: Sie hatten ein dreifach erhöhtes Risiko für gefährlichen Alkoholkonsum im Vergleich zu Ärztinnen in leitenden Positionen. Ebenso war dies für eine wöchentliche Arbeitszeit über 50 Stunden und die Tätigkeit in einer chirurgischen Disziplin der Fall. Letztere neigten doppelt so oft zu riskantem Gesundheitsverhalten wie Mediziner in nichtchirurgischen Disziplinen. Des Weiteren gingen Männer in chirurgischen Fachrichtungen signifikant seltener zu Vorsorgeuntersuchungen.
Aus früheren Befragungsstudien war bekannt, dass gefährlicher Suchtmittelkonsum unter Ärzten in Deutschland keine Seltenheit darstellt. Es fehlten jedoch aktuelle Angaben zur Häufigkeit von sowie systematische Untersuchungen zu Einflussfaktoren, um Risikogruppen definieren zu können.
Der Onlinefragebogen umfasste 42 Positionen und wurde an 38 Universitätskliniken, 296 Lehrkrankenhäuser und 1.290 Niedergelassene in Deutschland, Österreich und der Schweiz versandt. Darin wurden Fragen zu riskantem Verhalten, dem Konsum von Alkohol und anderen Substanzen sowie demografischen und beruflichen Eigenschaften gestellt.
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