FDA: Erster BiTE-Antikörper bei seltener ALL-Variante zugelassen
Rockville - Die US-Arzneimittelagentur FDA hat erstmals einen sogenannten BiTE-Antikörper zugelassen, der die Immunreaktion auf Tumore verstärken soll. Mit Blinatumomab wurden in einer klinischen Studie gute Ergebnisse bei Patienten mit Philadelphia Chromosom negativer (Ph-) B-Zell-Vorläufer-ALL gemacht, die auf andere Therapien nicht (mehr) angesprochen hatten.
Patienten mit dieser Leukämie-Variante sind selten, doch BiTE-Antikörper gelten als ein vielversprechender Therapieansatz für viele Krebserkrankungen. Die künstlichen Antikörper sollen dabei die Zellen des Immunsystems mit dem Tumor zusammenbringen. Als „Greifer“ dienen dabei die beiden Bindungsstellen an den „Armen“ des Immunglobulins. Bei dem BiTE-Antikörper ist dies an einem Arm eine T-Zelle. Der Antikörper erkennt sie an ihrem CD3-Rezeptor. Die Abkürzung BiTE steht für „Bi-specific T-cell engagers“. Der andere Arm bindet an der Zielzelle. Bei dem BiTE-Antikörper Blinatumomab sind dies die CD19-Antigene auf der Oberfläche von B-Zell-Vorläufern.
Nachdem mit früheren bispezifischen Antikörpern – die Idee stammt schon aus den 1970er Jahren – keine klinischen Erfolge erzielt wurden, scheint sich mit Blinatumomab ein kleiner Durchbruch anzubahnen. Die FDA hat dem Kunst-Antikörper im Juli einen sogenannten „Breakthrough-Therapy-Status“ attestiert, der eine beschleunigte Bearbeitung des Zulassungsantrags verspricht. Und nur fünf Monate später erfolgt jetzt die Zulassung bei der rezidivierten/refraktären Ph-negativen B-Zell-Vorläufer-ALL.
Anlass sind die Ergebnisse einer offenen Phase-II-Studie an 185 Patienten. Alle Teilnehmer wurden für mindestens vier Wochen mit Blinatumomab behandelt. Daraufhin blieben laut FDA 32 Prozent der Teilnehmer für etwa 6,7 Monate in Vollremission. Der US-Arzneibehörde reichen diese Daten, obwohl sich die Effektivität mangels Vergleichsgruppe derzeit noch nicht abschließend beurteilen lässt.
Das durch den BiTE-Antikörper vermittelte Rendezvous zwischen „guten“ und „bösen“ Immunzellen bleibt aber nicht ohne Auswirkungen auf den Rest des Körpers. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Fieber, Kopfschmerzen, periphere Ödeme, Neutropenie, Brechreiz, Hypokaliämie, Müdigkeit, Obstipation, Diarrhoe und Tremor. Zu Beginn der Therapie kann es auch zu einer Denkstörung (Enzephalopathie) kommen. Die plötzliche Freisetzung von Zytokinen („cytokine release syndrome“) kann zudem zu einem Abfall des Blutdrucks und zur Dyspnoe führen. Hierzu wurde ein umrahmter Warnhinweis in der Fachinformation verfügt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: