FDA: Necitumumab bei Plattenepithelkarzinom der Lunge zugelassen
Silver Spring – Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat den Antikörper Necitumumab zur Behandlung des metastasierten Plattenepithelkarzinoms der Lunge zugelassen. Das Mittel, das den Rezeptor des epidermalen Wachstumsfaktors (EGFR) blockiert, darf nur im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung und in Kombination mit den bereits zugelassenen Zytostatika Gemcitabin und Cisplatin eingesetzt werden.
Das Plattenepithelkarzinom ist mit einem Anteil von etwa 40 bis 45 Prozent die häufigste Variante des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC), auf das die überwiegende Zahl von Lungenkrebserkrankungen entfällt. Die Prognose des NSCLC, das nur selten im Frühstadium entdeckt wird, ist besonders ungünstig. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt bei weniger als 5 Prozent. Auch die Möglichkeiten der Chemotherapie sind sehr begrenzt. Das Standardmedikament ist Cisplatin, das manchmal mit anderen Zytostatika kombiniert wird.
In der SQUIRE-Studie, die der Hersteller Lilly an 184 Zentren in 26 Ländern durchführte, erhielten alle 1.093 Patienten eine Kombination aus Cisplatin mit Gemcitabin. Eine Hälfte der Patienten wurde zusätzlich mit dem Antikörper Necitumumab behandelt. Er bindet am EGFR-Rezeptor und verhindert dadurch, dass epidermale Wachstumsfaktoren die Entwicklung des Tumors beschleunigen. Necitumumab gehört damit zu den zielgerichteten Therapien.
Anders als die Kinase-Inhibitoren Erlotinib, Afatinib und Gefitinib, die (als Monotherapie) nur bei Patienten eingesetzt werden dürfen, die Mutationen im EGFR-Gen aufweisen, gibt es diese Beschränkung nicht für Necitumumab. Einzige Voraussetzung ist die Histologie eines Plattenepithelkarzinoms im fortgeschrittenen Stadium. Bei NSCLC mit anderer Histologie als einem Plattenepithelkarzinom ist Necitumumab nach Auskunft der FDA nicht wirksam. An der Studie nahmen zudem überwiegend Patienten mit einem guten Allgemeinzustand teil, denen die Ärzte die Strapazen der Therapie zumuteten.
In der SQUIRE-Studie verlängerte die zusätzliche Therapie mit Necitumumab die durchschnittliche Überlebenszeit von im Durchschnitt 9,9 Monaten auf 11,5 Monate. Eine Lebensverlängerung und sei es auch nur um wenige Wochen veranlasst die FDA in der Regel zur Zulassung eines neuen Wirkstoffs.
Die Nebenwirkungen stehen dabei im Hintergrund, so lange sie den Überlebensvorteil nicht gefährden. In der SQUIRE-Studie starben 15 von 538 Patienten (3 Prozent) im Necitumumab-Arm an einem plötzlichen Herzstillstand. Zu diesem nicht ganz seltenen Risiko gibt es in den Fachinformationen einen umrahmten Warnhinweis. Eine Ursache scheint Magnesiummangel zu sein. Diese Elektrolytstörung kann neben einer Muskelschwäche und Krampfanfällen auch Herzrhythmusstörungen auslösen, die vermutlich Ursache für die kardialen Todesfälle waren.
Der Hersteller hat auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA einen Zulassungsantrag gestellt. Die Ergebnisse der SQUIRE-Studie wurden im Juli in Lancet Oncology (2015; 16: 763-774) veröffentlicht.
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