Feinstaub und Grünflächen nehmen Einfluss auf Wohlbefinden

Wiesbaden – Feinstaubbelastung und die Anzahl an Grünflächen haben nicht nur Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, sondern auch auf das Wohlbefinden der Bevölkerung. Dies hat der aktuelle Monitor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ergeben, der heute in Wiesbaden vorgestellt wurde.
Eine hohe Feinstaubbelastung über dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht demnach in Zusammenhang mit einer statistisch geringeren Lebenszufriedenheit.
So waren 33 Prozent der Befragten, die einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt waren, wenig zufrieden. Unter den Befragten, die einer Feinstaubbelastung unter dem Richtwert ausgesetzt waren, waren hingegen nur 28 Prozent wenig zufrieden.
Gleichzeitig fällt der Anteil der sehr zufriedenen Bevölkerung bei stark von Feinstaub belasteter Luft mit 14 Prozent geringer aus als in weniger stark belasteten Regionen mit 18 Prozent.
Bewohner in Städten mit vielen Grünflächen zeigten sich im Durchschnitt zufriedener mit ihrem Leben. Der Anteil der sehr Zufriedenen liegt dem BiB Monitor zufolge in grünen Gebieten bei 17 Prozent, während sich in weniger grünen Regionen nur 13 Prozent der Befragten sehr zufrieden zeigten.
„Grünflächen bieten Raum für Erholung, soziale Interaktionen und sportliche Aktivitäten“, sagte Anna Daelen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am BiB und Mitautorin des Monitors. Die Anzahl der Grünflächen habe deshalb eine spürbare Auswirkung auf das Wohlbefinden der Bevölkerung.
In Städten mit wenig Grünflächen war der Anteil der wenig Zufriedenen mit 32 Prozent zudem am höchsten. In Gebieten mit viel Grün war die Bevölkerung seltener wenig zufrieden (26 Prozent).
Aus dem BiB Monitor geht außerdem hervor, dass sich das Wohlbefinden der Bevölkerung im Vergleich zum pandemiegeprägten Jahr 2021 generell verbessert hat. Allerdings scheinen nun der Ukrainekrieg und die steigende Inflation Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit der Deutschen genommen zu haben: Demnach sank das Wohlbefinden in der Bevölkerung Ende 2022 wieder auf einen ähnlichen Wert wie Anfang 2021.
Im Fokus des BiB Monitors standen in diesem Jahr vor allem regionale Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit der Deutschen. Diese ist den Ergebnissen zufolge in Süddeutschland etwas stärker ausgeprägt als im Norden, Westen und Osten der Republik. Die Anteile der wenig Zufriedenen fallen mit je 33 Prozent im Norden und Osten Deutschlands am höchsten aus, während ihr Anteil im Süden mit 29 Prozent am niedrigsten ist.
BiB-Direktorin Katharina Spieß erklärte: „In diesen Werten spiegeln sich etwa die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Regionen wider, wenn auch die Unterschiede in der durchschnittlichen Lebenszufriedenheit zwischen den Großregionen nur gering sind“. In Regionen mit niedrigem Einkommen, hoher Arbeitslosenquote und geringen Steuereinnahmen ist die Lebenszufriedenheit demnach generell geringer.
Die Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit in Ost- und Westdeutschland klaffen der Befragung zufolge bei den 18- bis 49-Jährigen weniger stark auseinander als bei der Generation über 50 Jahren. Laut Spieß könnte ein Grund dafür sein, „dass sich die Regionen ökonomisch angenähert haben und sich die Situation in Ostdeutschland heute besser darstellt als noch in den 1990er und 2000er Jahren“.
Der BiB-Monitor zeigt Spieß zufolge zudem, „dass Unterschiede in der Lebenszufriedenheit nicht per se mit Ost-West- oder Stadt-Land-Schablonen abgebildet werden können“. So fänden sich beispielsweise in ländlichen Räumen in Ostdeutschland sowohl Regionen mit sehr hoher als auch mit sehr niedriger Lebenszufriedenheit.
Um das subjektive Wohlbefinden der Bevölkerung zu erhöhen und die Unterschiede im Wohlstandsgefälle in den einzelnen Regionen auszugleichen, sind Spieß zufolge gezielte (regional-)politische Maßnahmen nötig. Dabei müssten jedoch auch individuelle Merkmale der Bevölkerung wie Gesundheit und Bildung sowie regionale Eigenheiten berücksichtigt werden.
„Maßnahmen zur Stärkung von Regionen, wie die Förderung von Bildung und die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, können zu einer Steigerung des subjektiven Wohlstands beitragen“, betonte Spieß.
Der BiB Monitor untersucht jährlich die Lebenszufriedenheit und das subjektive Wohlbefinden der deutschen Bevölkerung. Grundlage sind die Daten des Familiendemografischen Panels (FReDA). Befragt wurden zwischen Oktober 2022 bis Januar 2023 über 30.000 Menschen im Alter von 18 bis 49 Jahren.
Um auch das Wohlbefinden der älteren Generation abzubilden, wurde die Befragung durch SHARE-Daten aus der Bevölkerung ab 50 Jahren ergänzt. Dabei wurden zwischen November 2021 und September 2022 rund 4.500 Menschen befragt.
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