Medizin

Fertilität nach pädiatrischer Krebstherapie

  • Montag, 15. Juli 2013

Boston – Zwei von drei Frauen, die eine Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter überlebt haben, können sich im späteren Leben ihren Kinderwunsch erfüllen, obwohl viele Therapien mit dem Risiko einer Infertilität verbunden sind, wie eine Studie in Lancet Oncology (2013; doi: 10.1016/S1470-2045(13)70251-1) zeigt.

Die Überlebenschancen von pädiatrischen Krebserkrankungen sind in den letzten Jahr­zehnten weiter gestiegen. Die meisten Kinder erreichen heute das Erwachsenenalter und sind dann vom Krebs geheilt. Aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen einen Kinder­wunsch, doch die Spätfolgen der Krebsbehandlung können dies verhindern.

Vor allem der Einsatz von Alkylanzien in der Chemotherapie sowie Bestrahlungen von Abdomen und Becken können eine dauerhafte Infertilität zur Folge haben. Dennoch scheinen die Chancen für Frauen, schwanger zu werden, keinesfalls schlecht zu sein, wie die Auswertung der Childhood Cancer Survivor Study (CCSS) durch Lisa Diller vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston zeigt.

Die SCSS umfasst eine Kohorte von mehr als 20.000 Kindern, die an 26 Zentren in den USA und Kanada zwischen 1970 und 1986 wegen pädiatrischer Krebserkrankungen behandelt wurden. Diller konnte 3.531 ehemalige Patientinnen befragen, die heute im fortpflanzungsfähigen Alter (18 bis 39 Jahre) und sexuell aktiv sind. Davon gaben 562 oder 16 Prozent an, dass sie unfruchtbar sind. Der Anteil war nur um 5 Prozentpunkte höher als in einer Vergleichsgruppe aus den 1.366 Schwestern der ehemaligen Patientinnen, von denen 147 oder 11 Prozent unfruchtbar waren.

Die Zahlen geben allerdings ein etwas zu rosiges Bild, da Diller Patientinnen, die seit 5 Jahren oder länger keine Menstruation hatten, von der Auswertung ausgeschlossen hat. Zudem blieb der Kinderwunsch bei Frauen im Alter unter 24 Jahren fast dreimal so häufig unerfüllt wie bei ihren Schwestern. Mehr als verdoppelt war das Infertilitätsrisiko auch nach einer Ganzkörperbestrahlung und nach einer erhöhten uterinen Dosis (die immer auch die Ovarien erfasst). Diller rät deshalb, wenn biologisch möglich, zu vorbeugenden Maßnahmen.

Viele Zentren bieten heute die Kryokonservierung von Eizellen oder Ovargewebe („Fertility preservation“) an. Kritisch merkt die Expertin an, dass vielen Krebsüber­lebenden, die sich mit Kinderwunsch an ein Zentrum gewandt hatten, von einer Behandlung abgeraten wurde. Der Versuch einer medikamentösen Therapie, etwa die Stimulation von Ovulationen mit Clomifen, war nur bei 42 Prozent der Krebsüber­lebenden versucht worden gegenüber 73 ihrer Geschwister.

rme

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