Flexirentengesetz könnte Kindern Rehazugang erleichtern

Wangen – Zehntausende chronisch oder psychosomatisch kranke Kinder brauchen aus Sicht von Experten eigentlich eine Reha. Doch nur ein kleiner Teil von ihnen bekommt bislang einen Platz. Ein neues Gesetz könnte das ändern. Ausgerechnet ein Rentengesetz könnte bei der Suche nach langfristiger Unterstützung helfen.
Das Mitte Dezember in Kraft getretene Flexirentengesetz stärke im Abschnitt Rehabilitation die Kinder- und Jugendreha entscheidend, sagte Alwin Baumann, Leiter des Krankenhauses in Wangen. Die Klinik bietet Rehabilitationsmaßnahmen für Kinder mit Atemwegserkrankungen, Allergien und psychosomatischen Beschwerden. Durch das Gesetz würden diese Rehas zur Pflichtleistung bei der Deutschen Rentenversicherung, sagte Baumann.
In der Folge werde es für Kinder zum einen leichter, überhaupt einen Platz zu erhalten. Außerdem sollen ambulante Maßnahmen angeboten werden, die die Kinder zuhause in Anspruch nehmen könnten – ebenso wie eine stärkere Nachsorge.
Der Bedarf an solchen Therapiemaßnahmen sei hoch, sagen die Experten. Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts haben etwa 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ein lang dauerndes, chronisches Gesundheitsproblem. Bei jedem fünften Kind zwischen drei und 17 Jahren könnten zudem Hinweise auf psychische Störungen festgestellt werden, heißt es aus dem Institut.
Allein im Südwesten würden pro Jahr rund 3.500 Rehas für Kinder und Jugendliche durchgeführt, sagte die Direktorin der Deutschen Rentenversicherung in Baden-Württemberg, Elisabeth Benöhr. Gestellt würden aber rund 4.400 Anträge – und die Zahl der Kinder, die Bedarf hätten, läge noch höher.
In ganz Deutschland gebe es jährlich rund 37.000 Kinder-Rehas, durch das Flexirentengesetz könnten die Anträge dafür noch einmal um rund 7.000 steigen. Das Bundesarbeitsministerium rechne dadurch mit jährlichen Mehrkosten von rund 30 Millionen Euro, sagte Baumann.
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