Forscher entwerfen Schmerzkarte des Gehirns

Boulder – Forscher der University of Colorado haben anhand mehrerer Studien eine spezielle Kartierung des Gehirns entworfen, die bei der Wahrnehmung und Interpretation schmerzvoller Reize wichtig ist. Die Arbeitsgruppe um Erstautor Choong-Wan Woo berichtet in Nature Communications (2017; doi: 10.1038/ncomms14211).
Laut der Deutschen Schmerzliga leiden zwölf bis 15 Millionen Menschen in Deutschland unter chronischen, länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen. Ein Drittel dieser Patienten ist durch die Schmerzen stark beeinträchtigt. Chronische Schmerzen sind besonders schwierig zu therapieren, da Gehirn und peripheres Nervensystem oft einen schwer zu durchbrechenden Teufelskreis in der Schmerzrezeption bilden. Mit Erkenntnissen zu der Schmerzentstehung und Verarbeitung im Gehirn könnten künftig effektivere Therapien für die betroffenen Patienten entwickelt werden.
In der Studie analysierten die Forscher die Daten von 183 Teilnehmern, die im Rahmen von sechs unabhängigen Studien mit funktionellen MRT-Aufnahmen untersucht wurden. Die Teilnehmer wurden kurzen schmerzhaften Reizen ausgesetzt und mussten dann im MR-Tomographen die Schmerzen auf einer Schmerzskala bewerten.
Mit den Ergebnissen der funktionellen Aufnahmen, den applizierten Schmerzqualitäten und der subjektiven Schmerzbewertung konnten die Forscher eine komplexe Kartierung des Gehirns entwerfen, welche Aufschluss über schmerzbegünstigende und schmerzstillende Neuronenkreise im Gehirn gab.
Es zeigte sich, dass Hirnareale an der Schmerzwahrnehmung beteiligt sind, die bisher nicht als klassische Regionen hierfür galten. Hierzu gehörten beispielsweise der ventromediale praefrontale Kortex, der Nucleus accumbens und der Hippocampus.
Die Forscher bezeichnen ihre Kartierung mit dem Namen Stimulus Intensity Independent Pain Signature-1 (SIIPS1). Mit dem SIIPS1 wollen die Wissenschaftler ein standardisiertes System für die künftige klinische und experimentelle Schmerzforschung bieten.
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