Forscher weist auf Gefahr durch Cannabis am Steuer hin

Berlin – Der Konsum von Cannabis kann die Konzentrationsfähigkeit, Reaktionszeiten und die Bewegungsfähigkeit einschränken. Auch die Tiefenwahrnehmung sowie die Lichtempfindlichkeit würden beeinflusst. Das hat der Toxikologe Frank Mußhoff heute anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft erläutert.
Typisch seien etwa Unfälle in Kurven oder beim Linksabbiegen, weil Betroffene sowohl Geschwindigkeit als auch Entfernungen unzureichend einschätzen könnten, erklärte er. Auch gebe es Fälle, in denen Menschen behaupteten, am entgegenkommenden Fahrzeug sei das Fernlicht eingeschaltet gewesen – weil sie vom Abblendlicht stärker als üblich geblendet worden seien.
Mußhoff, der auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Verkehrssicherheit ist, warnte vor einer Bagatellisierung von Cannabis im Straßenverkehr. Zuletzt war der Grenzwert für eine Ordnungswidrigkeit von 1,0 Nanogramm auf 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blut erhöht worden.
Dies sei für einmaligen Konsum in Ordnung; wenn jemand dauerhaft kiffe, erhöhe sich die Cannabis-Konzentration im Blut jedoch kontinuierlich. Zudem könne dieselbe Dosis bei verschiedenen Personen ganz unterschiedliche Auswirkungen haben. Es brauche daher das Bewusstsein: „Don't kiff and drive“, sagte der Experte.
Cannabis sei nach wie vor eine Droge, die oft müde mache oder betäube. „Das passt nicht mit einer sicheren Teilnahme am Straßenverkehr zusammen.“ Wie der ADAC riet auch Mußhoff dazu, nach Cannabiskonsum 24 Stunden lang nicht zu fahren, mindestens aber sechs bis acht Stunden. Wer sich an den Grenzwert von 3,5 Nanogramm „herankiffen“ wolle, gehe „ein unheimliches Risiko“ ein.
Beim Kongress geht es vor allem um Entwicklungen in der Augenheilkunde. Nach der Coronapandemie und angesichts von Kriegen brauche es auch in der Wissenschaft mehr Miteinander, sagte Kongresspräsident Gerd Auffarth.
Hoffnung setzen die Fachleute beispielsweise auf smarte Kontaktlinsen, die Augentropfen und andere Medikamente nach Bedarf abgeben können. In den USA und in Israel sind entsprechende Linsen den Angaben zufolge bereits zugelassen worden.
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