Franzosen dürfen ihre Kinder nicht mehr züchtigen

Paris – In Frankreich ist die körperliche Züchtigung von Kindern durch ihre Eltern ab sofort verboten. Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt trat gestern ein Gesetz in Kraft, das die sogenannte „erzieherische Gewalt“ untersagt. Damit setzt Frankreich mit mehrjähriger Verspätung europäische Vorgaben um.
Im Bürgerlichen Gesetzbuch Frankreichs steht nun ein neuer Satz, der vom Standesbeamten bei Hochzeiten vorgelesen wird. Danach soll die „Autorität der Eltern ohne physische oder psychische Gewalt ausgeübt werden“. Nach Angaben der Regierung sind damit künftig auch der Klaps auf den Po oder Ohrfeigen tabu.
„Man erzieht nicht durch Furcht“, hatte Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn zur Begründung gesagt. Angestoßen hatten das neue Gesetz die mit Präsident Emmanuel Macron verbündeten Liberalen. Kritik kommt von Konservativen und Rechtspopulisten. Sie beklagen eine unzulässige „Einmischung“ in das Familienleben.
Sanktionen gegen gewalttätige Eltern sieht der französische Gesetzentwurf nicht vor. Gesundheitsministerin Buzyn betonte, die Novelle sei dennoch nicht „nur symbolisch“. Denn sie breche mit der auch bei Richtern weit verbreiteten Ansicht, dass es für Eltern ein „Recht auf eine Tracht Prügel“ gebe.
Der Europarat hatte Frankreich 2015 ermahnt, die Europäische Sozialcharta umzusetzen, die von den Mitgliedstaaten ein Verbot jeder Gewalt gegen Kinder verlangt. Ein erstes Gesetz wurde im Januar 2017 wegen formaler Mängel vom Verfassungsrat gekippt.
In Deutschland ist Eltern und Lehrern die körperliche Züchtigung bereits seit dem Jahr 2000 strafrechtlich untersagt. Schweden hat sogar bereits seit 1979 ein solches Gesetz.
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