„Freiwillige Qualitätsinitiativen wirken am nachhaltigsten“
Berlin – Wie wird der Patient auf die ambulante Operation vorbereitet? Wie läuft die Narkose ab? Wie ist die Versorgung danach? Über diese Fragen tauschen sich seit knapp zwei Jahren 15 niedergelassene Anästhesistinnen und Anästhesisten aus Berlin und Brandenburg aus, die sich zu einem Qualitätszirkel zusammengeschlossen haben. Ihr Projekt „Peer Visits“ hat Sprecher Jörg Karst Ende März auf der Versorgungsmesse der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vorgestellt – mit nachhaltigem Erfolg.
Heute hat die KBV ein Konzept „Peer-Review-Verfahren in der vertragsärztlichen Versorgung – Empfehlungen für Praxen, Arztnetze und Qualitätszirkel“ vorgelegt. Es soll niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten bei der Umsetzung von freiwilligen und qualitätsfördernden Maßnahmen in ihren Praxen unterstützen. Impulsgebend für die Erarbeitung des Konzepts waren nach Angaben der KBV Initiativen von Vertragsärzten, insbesondere die des Anästhesienetzes Berlin-Brandenburg, und das „Curriculum Ärztliches Peer Review“ der Bundesärztekammer.
Das Projekt „Peer Visits“ ist „eine innerärztlich initiierte Qualitätssicherungsmaßnahme, bei der wir uns als niedergelassene Anästhesisten gegenseitig beim Arbeiten beobachten“, hatte Karst auf der KBV-Versorgungsmesse dem Deutschen Ärzteblatt erläutert. Ihm gefällt daran, „dass das Projekt sehr praxisbezogen ist. Anschließende Feedbacks ermöglichen, voneinander zu lernen, und fördern dadurch die Prozess- und Ergebnisqualität.“
„Freiwillige Qualitätsinitiativen, die von engagierten Ärzten und Psychotherapeuten aus ihrem Versorgungsalltag heraus selbst entwickelt werden, wirken am nachhaltigsten“, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Unter Peer Review ist der kollegiale Austausch über Behandlungsmethoden und -prozesse zu verstehen. Das eigene ärztliche Handeln soll reflektiert, gegenseitiges Lernen gefördert werden.
Die „Peers“ im Projekt der niedergelassenen Anästhesisten sind ambulant tätige Kollegen, die sich gegenseitig in der Praxis und im Operationsraum besuchen, um über Abläufe, Equipment und Konzepte für unvorhergesehene Ereignisse im Rahmen einer Operation zu sprechen. Jeder Besucher lässt sich auch selbst beurteilen. Es geht nicht um Besserwisserei, sondern um Austausch. Es herrscht Schweigepflicht; kein Bericht geht nach draußen.
„Peer Review stellt eine sinnvolle Ergänzung des vertragsärztlichen Qualitätsmanagements dar“, erläuterte Gassen. Auch die bundesweit etablierten mehr als 9.000 Qualitätszirkel basierten auf dem Konzept der Qualitätsentwicklung durch den kollegialen Austausch. „Peer-Review-Verfahren fördern das Qualitätsverständnis und sind für Hausärzte und Fachärzte gleichermaßen von Nutzen. In diesem Zusammenhang begrüßen wir es sehr, dass die Politik das Thema Qualität erneut in den Fokus gerückt hat.“
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