Medizin

Frühdiabetes: Omega-Fettsäuren und Langzeitinsulin ohne Nutzen

  • Dienstag, 12. Juni 2012

Hamilton – Menschen mit einem Prädiabetes profitieren weder von der frühzeitigen Therapie mit einem Langzeit-Insulin, noch kann eine die Einnahme von Kapseln mit Omega-3-Fettsäuren das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen verhindern. Dies zeigen die Ergebnissen einer randomisierten Studie, die jetzt auf der Jahrestagung der American Diabetes Association in Philadelphia vorgestellt wurde und im New England Journal of Medicine publiziert wurde. Ein positiver Nebeneffekt der Studie war, dass das Krebsrisiko von Lantus keine Bestätigung fand.

An der „Outcome Reduction with an Initial Glargine Intervention“ oder ORIGIN-Studie des Herstellers Sanofi hatten mehr als 12.500 Patienten mit einer gestörten Glukosetoleranz oder einem frühen Typ-2-Diabetes mellitus teilgenommen. Alle hatten ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.

Die Studie sollte zum einen prüfen, ob in dieser frühen Phase der Erkrankung die Behandlung mit dem Langzeit-Insulin Lantus die Rate von kardiovaskulären Ereignissen senken kann. Dies war, wie die Gruppe um Hertzel Gerstein von der McMaster University in Hamilton/Ontario jetzt mitteilt, nicht der Fall. Der primäre Endpunkt aus Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärem Tod trat in beiden Gruppen nach 6,2 Jahren Therapie gleich häufig auf (NEJM 2012: doi: 10.1056/NEJMoa1203858).

Die frühzeitige Therapie mit Insulin glargin senkte zwar die Rate der Patienten, bei denen ein Typ-2-Diabetes mellitus neu diagnostiziert wurde, um 28 Prozent. Auf der anderen Seite verdreifachte sich aber die Rate schwerer Hypoglykämie, auch wenn diese Ereignisse insgesamt selten blieben. Außerdem nahmen die Patienten unter der Insulintherapie erwartungsgemäß an Gewicht zu (plus 1,6 kg), was ebenfalls nicht günstig zu bewerten ist. Unter dem Strich ergeben sich aus der Studie keine Argumente für den frühzeitigen Einsatz eines Langzeitinsulins, auch wenn die Insulintherapie über einen relativen langen Zeitraum die besseren HbA1c-Werte aufrechterhalten konnte.

Das Team um Gerstein hebt deshalb einen anderen Aspekt hervor. Die FDA geht seit Juli 2009 dem Verdacht nach, dass die Therapie mit Lantus langfristig das Krebsrisiko erhöhen könnte. Hinweise hierzu hatten sich aus mehreren Beobachtungsstudien ergeben. Hierfür fand sich in der ORIGIN-Studie jetzt keine Bestätigung. Auch in drei weiteren Analysen von Patientenregistern, die auf der Jahrestagung der American Diabetes Association vorgestellt wurden, war kein Signal erkennbar. Die FDA hatte zuletzt im Januar 2012 bereits zu erkennen gegeben, dass der Verdacht sich als unbegründet erweisen könnte. Eine abschließende Stellungnahme steht jedoch noch aus.

Gescheitert ist auch der Versuch, die Prä- und Frühdiabetiker durch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren vor den drohenden Herzkreislauferkrankungen zu schützen. Zu diesem Zweck hatte die Hälfte der Teilnehmer täglich eine Kapsel mit 900 mg der vor allem in Fischen enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren eingenommen. Doch die Auswirkung auf die kardiovaskulären Ereignisse war gleich Null, wie das Team jetzt berichten musste (NEJM 2012; 10.1056/NEJMoa1203859).

rme

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