Medizin

Frühe Demenz durch Alkohol- und Drogenexzesse im Teenageralter

  • Donnerstag, 15. August 2013

Umea – Eine Demenzerkrankung vor dem 65. Lebensjahr hat ihre Wurzeln häufig schon im Kindes- und Jugendalter. Zu den neun Risikofaktoren, die eine bevölkerungsweite Kohortenstudie in JAMA Internal Medicine (2013; doi: 10.1001/jamainternmed.­2013.9079) ermittelte, gehörten auch häufige Alkoholexzesse und ein Drogenkonsum.

Demenzerkrankungen gelten als schicksalhaft, vor allem wenn sie vor dem 65. Lebens­jahr auftreten. Die „Young-onset“-Demenz YOD ist jedoch möglicherweise nicht nur auf familiäre Formen des Morbus Alzheimer und andere degenerative Hirner­krankungen zurückzuführen. Die Untersuchung von Peter Nordström von der Universität Umea deutet darauf hin, dass es noch andere Ursachen geben könnte.

Der Geriater setzte die ausführlichen Untersuchungsergebnisse von schwedischen Rekruten, die während der Musterung über zwei Tage ausführlichen körperlichen und psychologischen Tests ausgesetzt werden, mit der späteren Diagnose einer YOD in Beziehung. Dabei ermittelte der Geriater neun Risikofaktoren, die zusammengenommen 68 Prozent aller YOD-Diagnosen erklären.

Diese Risikofaktoren waren in der Reihenfolge ihrer Bedeutung Alkoholintoxikationen (Hazard-Ratio HR 4,82), Schlaganfälle (HR 2,96), Einnahme von Antipsychotika (HR 2,75), Depressionen (HR 1,89); Demenz des Vaters (HR 1,65), Drogenintoxikation (HR 1,54), niedrige kognitive Funktion bei der Musterung (HR 1,26), niedrige Körpergröße (HR 1,16) sowie ein hoher systolischer Blutdruck bei der Musterung (HR, 0,90). Letzterer hätte nach den Ergebnissen der Studie eine leicht protektive Wirkung.

Erstaunlich ist, dass neben Hinweisen auf eine genetische Störung (Demenz des Vaters, niedrige kognitive Funktion, niedrige Körpergröße) und unklaren Risiken (Einnahme von Antipsychotika, Depressionen) eine Reihe von modifizierbaren Risikofaktoren (Alko­hol-und Drogenintoxikationen, systolischer Blutdruck vielleicht auch Schlaganfälle) vorliegen, deren Veränderung möglicherweise das Schicksal einer Demenz abwenden könnte.

Belegen lässt sich dies mit der Studie allerdings nicht, da der Alkohol- oder Drogen­konsum auch Folge einer hirnorganischen Störung sein könnte, die die Patienten anfälliger für den Substanzmissbrauch macht.

Nicht ganz von der Hand zu weisen ist allerdings die Vermutung, dass Alkohol- und Drogenexzesse zu schweren Hirnschäden führen, die sich später als Demenz manifestieren. Die YOD ist allerdings relativ selten. Nur 487 von 488.484 untersuchten Rekruten erkrankten vor dem 65. Lebensjahr an einer Demenz. Bei der hohen Prävalenz des Alkoholkonsums bedeutet dies, dass das individuelle Risiko infolge von Alkoholexzessen langfristig eine Demenz zu erleiden, eher gering ist.

rme

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