Ausland

Früherer Direktor einer Samenbank ist Vater von mindestens 49 Kindern

  • Montag, 15. April 2019
13. Februar 2019, Rotterdam: Eltern und Spenderkinder beim Gerichtsentscheid, der besagt, dass die DNA des Samenarztes Jan Karbaat für einen Abstammungsvergleich zur Verfügung gestellt werden muss. /dpa
13. Februar 2019, Rotterdam: Eltern und Spenderkinder beim Gerichtsentscheid, der besagt, dass die DNA des Arztes Jan Karbaat für einen Abstammungsvergleich zur Verfügung gestellt werden muss. /dpa

Den Haag – Der ehemalige Direktor einer Samenbank in den Niederlanden ist der Vater von mindestens 49 Kindern, die nach einer In-Vitro-Fertilisation geboren wurden. DNA-Tests hätten gezeigt, dass „49 Kinder direkte Nachfahren“ des 2017 verstorbenen Arztes Jan Karbaat seien, teilte die Kinderrechte-Organisation Defence for Children kürzlich mit. „Die Ergebnisse bestätigen den Verdacht, dass Karbaat sein eigenes Sperma verwendet hat.“

Im Mai 2017 war bekannt geworden, dass der im Alter von 89 Jahren verstorbene Repro­duktionsmediziner vermutlich der Vater von zahlreichen Kindern ist, die nach einer künstlichen Befruchtung geboren wurden. Das kam bei einem DNA-Abgleich heraus, für das ein eheliches Kind Karbaats freiwillig seine DNA zur Verfügung gestellt hatte.

Mehrere Eltern und Kinder hatten Karbaat seit Langem vorgeworfen, in seiner Klinik nicht das Sperma des gewünschten Spenders, sondern sein eigenes Sperma verwendet zu ha­ben, und hatten vor Gericht einen DNA-Abgleich gefordert. Ihr Anwalt hatte mehrere Un­gereimtheiten angeführt. So habe ein Kläger braune Augen, obwohl der angebliche Sa­menspender blauäugig gewesen sei. Ein anderer Mandant ähnele Karbaat sehr.

Karbaats Angehörige lehnten Vaterschaftstests unter Verweis auf ihre Privatsphäre ab. Im Februar entschied ein niederländisches Gericht, dass die DNA-Ergebnisse den Betroffenen zur Verfügung gestellt werden müssen.

„Nach Jahren der Ungewissheit können die Kläger dieses Kapitel endgültig abschließen und sich damit auseinandersetzen, dass sie einer von vielen Nachkommen von Karbaat sind“, sagte Iara de Witte von Defence for Children. Der Organisation zufolge ist es wahr­scheinlich, dass Karbaat noch mehr Kinder gezeugt hat. Sperma aus seiner Klinik sei auch an andere Krankenhäuser weitergegeben worden.

Einer von Karbaats Nachkommen, Eric Lever, sagte der niederländischen Tageszeitung NRC, er sei nicht wütend auf Karbaat. „Ich empfinde es nicht so, dass er meine Mutter betrogen hat. Sie wollte wirklich ein Kind und konnte es mit meinem Vater nicht bekommen.“

Vor seinem Tod soll Karbaat eingeräumt haben, dass er mehr als 60 Kinder in seiner Kli­nik zeugte. Später habe er zudem zugegeben, dass er Sperma verschiedener Spender ver­mischt und Unterlagen von Spendern gefälscht habe, berichtete NRC.

Karbaat arbeitete in den 1970er-Jahren im Zuider-Krankenhaus in Rotterdam. 1979 kün­dig­te er dort und gründete im nahe gelegenen Barendrecht seine eigene Kinderwunsch­klinik. 2009 wurde seine Klinik wegen Unregelmäßigkeiten geschlossen.

afp

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