Ärzteschaft

Früherkennung von Prostatakarzinomen: S3-Leitlinie empfiehlt keine Tastuntersuchung mehr

  • Donnerstag, 3. April 2025
/Dr_Microbe, stock.adobe.com
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Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hat eine neue Version der S3-Leitlinie Prostatakarzinom vorgestellt. Sie ist als Konsultationsfassung im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie erschienen. Interessierte können sie bis 25. April kommentieren. An der Leitlinie haben 22 Fachgesellschaften und Institutionen mitgearbeitet.

Wichtige Neuerungen der S3-Leitlinie finden sich unter anderem im Kapitel 4 „Früherkennung, Diagnostik und Stadieneinteilung“. Neu ist hier vor allem die Empfehlung, dass zur Früherkennung von Prostatakarzinomen keine digital rektale Untersuchung, also keine Tastuntersuchung, mehr erfolgen soll.

Die Autorengruppe stellt in dem Kapitel zudem Vor- und Nachteile eines PSA-basierten Prostatakarzinomscreenings in einer Übersicht dar. Im Rahmen der Primärdiagnostik wird zudem die Magnetresonanztomografie der Prostata gestärkt.

„Wesentlich ist hier, dass die Biopsie-Indikation noch mehr unter Berücksichtigung bildmorphologischer Informationen erfolgen soll. Insbesondere soll bei unauffälligem MRT-Befund keine Biopsie durchgeführt werden“, erläuterte der Leitlinienkoordinator Marc-Oliver Grimm.

Der DGU-Präsident Bernd Wullich und DGU-Generalsekretär Maximilian Burger betonten die Bedeutung dieser Leitlinienaktualisierung. „Damit ist zugleich ein entscheidender Schritt für die Etablierung eines organisierten risikoadaptierten PSA-basierten Prostatakarzinomfrüherkennungsprogramms als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland getan, das die DGU fordert“, sagten sie.

Größere Änderungen enthält auch das Kapitel 6 zur „Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms“, die laut Grimm zu einer deutlichen Reduktion von Übertherapie führen werden. „Dies betrifft vor allem das Low risk Prostatakarzinom, für das initial keine lokale Therapieform mehr, sondern ausschließlich nur noch die aktive Überwachung empfohlen wird“, so der Leitlinienkoordinator.

Das Prostatakarzinom ist in Deutschland die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes und gleichzeitig die zweithäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle bei Männern. Im Jahr 2020 erkrankten etwa 65.800 Männer in Deutschland neu an Prostatakrebs, mehr als 15.400 Patienten starben an der Erkrankung.

hil

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