Ausland

Geburtsstationen in England auf dem Prüfstand

  • Dienstag, 24. Juni 2025
Wes Streeting
Großbritanniens Gesundheitsminister Wes Streeting /picture-alliance, empics, Lucy North.jpg

London – Nach einer Reihe von Skandalen auf englischen Geburtsstationen im Verlauf der vergangenen anderthalb Jahrzehnte hat die Regierung in London eine landesweite Untersuchung angeordnet.

Er habe seit seinem Amtsantritt zahlreiche „zutiefst schmerzhafte Geschichten von Trauma, Verlust und einem Mangel an grundlegendem Mitgefühl“ in der Geburtsmedizin gehört, erklärte der britische Gesundheitsminister Wes Streeting zur Begründung.

Er habe zahlreiche Familien getroffen, die ein Neugeborenes verloren oder auf der Geburtsstation „schweres Unrecht erlitten haben in einem Moment, der der glücklichste ihres Lebens hätte sein sollen“.

Mit der Untersuchung solle sichergestellt werden, „dass die Familien die Wahrheit und die Rechenschaft bekommen, die sie verdienen, und dass kein Elternteil und kein Baby jemals wieder im Stich gelassen wird“, betonte der Minister.

Erst vor wenigen Tagen hatte eine Kommission zur Pflegequalität (CQC) wegen der Lage in zwei Geburtsstationen im nordenglischen Leeds Alarm geschlagen. Einer BBC-Reportage zufolge war es dort innerhalb von dreieinhalb Jahren zu mindestens 56 vermeidbaren Todesfällen von Neugeborenen gekommen.

Einem CQC-Bericht von 2022 zufolge verfügt mehr als die Hälfte der 139 Geburtsstationen in England über unzureichende oder verbesserungswürdige Sicherheitsvorkehrungen. In anderen Berichten war von verweigerten Kaiserschnitten und mangelnder Pflege die Rede.

Auch gibt es demnach Hinweise auf eine ungleiche Behandlung von Angehörigen ethnischer Minderheiten: Schwarze Frauen haben demnach in Kliniken ein viermal so hohes Risiko, während der Schwangerschaft oder Geburt zu sterben wie weiße Frauen, bei Asiatinnen ist das Risiko doppelt so hoch wie bei Weißen.

Bei der jetzt angeordneten Untersuchung sollen in den kommenden Monaten bis zu zehn „besonders besorgniserregende“ Geburts- und Neugeborenenstationen überprüft werden. In einer zweiten Phase sollen Ergebnisse vorangegangener Überprüfungen zusammengeführt werden. Ziel sind laut Ministerium landesweit einheitliche Handlungsanweisungen, um die Leistungen der Stationen zu verbessern.

afp

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