„Gefährlich und unverantwortlich“: Sportverbände außer sich wegen geplanter „Dopingspiele“

Berlin – Sportverbände haben schockiert auf die geplanten „Enhanced Games“ im kommenden Jahr reagiert. Bei der Veranstaltung ist es erlaubt, dass Athleten und Athletinnen gedopt sind. Kritiker und Medien sprechen deshalb auch von „Dopingspielen“.
Erlaubt sind laut BBC Substanzen, die von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassen sind. „Wissenschaftliche und technologische Fortschritte können sicher im Sport eingesetzt werden. Ihr Einsatz sollte im Spitzensport begrüßt und gefeiert werden“, schreiben die Veranstalter der Enhanced Games.
Die Welt-Doping-Agentur WADA bezeichnete die geplanten Wettbewerbe als „gefährlich und unverantwortlich“. Sie zielten darauf ab, die Verwendung starker Substanzen und Methoden durch Sportler zu Unterhaltungs- und Marketingzwecken zu fördern.
„Im Laufe der Jahre gab es viele Beispiele von Athleten, die durch die Verwendung verbotener Substanzen und Methoden schwerwiegende Langzeitnebenwirkungen erlitten. Einige sind gestorben“, so die WADA in einem Statement.
Das Internationale Olympische Kommitee (IOC) hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt kommentiert: „Die Idee der Enhanced Games verdient keinen Kommentar. Wenn man jegliches Konzept von Fair Play und fairem Wettbewerb im Sport zerstören will, ist das ein guter Weg, dies zu tun.“
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Jan Pommer, sagte: „Das sind perverse Menschenversuche von Tech-Bros, die nach dem ewigen Leben streben.“ Die Werte eines sauberen und fairen Sports würden bei den Enhanced Games mit Füßen getreten.
Nur wenige Disziplinen
Das Sportereignis soll vom 21. bis 24. Mai 2026 in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada stattfinden. Die Wettbewerbe beschränken sich auf einige wenige Sportarten: Schwimmen, Kurzstreckenlauf und Gewichtheben.
„Um Gesundheitsrisiken einzuschätzen und den Athleten ein fundiertes Bild ihrer Gesundheit zu vermitteln, führen wir ein vorgeschriebenes, hochmodernes medizinisches Profiling vor den Wettkämpfen ein, das neben anderen wichtigen Gesundheitsmarkern auch die Überwachung von Herzrisiken ermöglicht“, schreiben die Veranstalter. Ziel sei es, die sicherste Sportveranstaltung aller Zeiten zu organisieren.
Athletinnen und Athleten, die in den Disziplinen 100-Meter-Sprint und 50-Meter-Freistil-Schwimmen einen – dann inoffiziellen – Weltrekord aufstellen, sollen eine Million US-Dollar Preisgeld bekommen. Bei dem Wettbewerb will unter anderem der griechische Schwimmer Kristian Gkolomeev antreten.
Er hat den Organisatoren zufolge im Februar diesen Jahres den offiziellen Weltrekord im 50 Meter-Freistil von 20.91 Sekunden (aufgestellt vom Brasilianer César Cielo 2009 auf der 50-Meter-Langbahn) um 0,02 Sekunden unterboten. Gkolomeev soll dabei laut BBC einen nicht regelkonformen Schwimmanzug getragen haben. Zudem soll er in diesem Jahr begonnen haben, unerlaubte Substanzen zu nehmen.
Zu den Unterstützern der Enhanced Games gehören unter anderem der US-Milliardär und Investor Peter Thiel sowie Donald Trump Jr., der Sohn des US-Präsidenten Donald Trump.
Auch Forschende äußern sich
Die beiden Sportwissenschaftler Martin Chandler und Ian Boardley von der Universität Birmingham haben sich mit den Enhanced Games bereits kritisch in einer Studie auseinandergesetzt (2025; DOI: 10.1016/j.peh.2025.100341).
Sie sagten in einem Statement: „Ein großes Problem bei der Umsetzung von Gesundheitsschutzmaßnahmen für Athleten, die Substanzen wie Anabolika oder Erythropoietin verwenden, ist das Fehlen einer zuverlässigen Evidenzbasis für diese Maßnahmen.“
Es sei beispielsweise bekannt, dass der Konsum anaboler Steroide zu einer Vergrößerung des Herzens führen könne, die häufig mit einer Versteifung der Herzwand und einer Verdickung des Blutes einhergeht. Diese Veränderungen könnten die Herzfunktion beeinträchtigen und das Risiko von Herzinfarkten erhöhen.
„Es fehlt jedoch an detaillierten Kenntnissen darüber, wie verschiedene Arten von Anabolika, spezifische Dosierungsschemata und Konsummuster mit diesen kardialen Auswirkungen zusammenhängen.“
Die wenigen verfügbaren Daten deuteten darauf hin, dass bei einigen Menschen schwere Nebenwirkungen auftreten, bei anderen hingegen nicht. „Wir wissen nicht genau, warum.“ Es gebe derzeit keine solide Evidenzbasis, die die vorgeschlagenen Sicherheitsprotokolle der Enhanced Games stütze.
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