Gel kann offene Augenverletzungen temporär verschließen
Los Angeles – US-Forscher haben ein Hydrogel entwickelt, das offene Augenverletzungen zuverlässig abdichtet, sich später aber einfach mit kaltem Wasser entfernen lässt. Das in Science Translational Medicine (2017; 9: eaan3879) vorgestellte Polymer wurde auf Wunsch des US-Militärs entwickelt, da die Detonation von improvisierten Sprengstoffen immer häufiger zu Augenverletzungen führt.
Bei Sprengstoffanschlägen, die im Nahen Osten zu einem Bestandteil der Kriegsführung geworden sind, kommt es häufig zu Augenverletzungen. Die Feldärzte der US-Armee müssen mittlerweile bei jedem siebten Patienten Augenverletzungen behandeln. Bei einer Penetration des Augapfels ist Eile geboten, da es innerhalb von Stunden zu einem dauerhaften Visusverlust kommen kann. Die Versorgung perforierender Augenverletzungen ist jedoch erst in der Klinik möglich, wo den Augenärzten ein Operationsmikroskop und andere spezielle Mittel zur Verfügung stehen.
Für die Erstversorgung haben Bioingenieure der Universität von Südkalifornien in Los Angeles jetzt ein Hydrogel entwickelt, das bei niedrigen Temperaturen flüssig ist, bei Körpertemperatur jedoch ein festes Gel bildet. Grundlage ist der Kunststoff PNIPAM Poly(N-Isopropylacrylamid), der bereits als Klebstoff für Retina-Prothesen benutzt wurde.
Damit sich PNIPAM für die Erstversorgung von Kriegsverletzungen eignet, wurde die Temperatur, bei der es zur Polymerisation kommt, durch Dotierung mit anderen Molekülen auf 32 bis 33 Grad Celsius erhöht. Die Applikation erfolgt mit einer speziellen Spritze, die mit einer Kühlkammer versehen ist. Sie enthält ein Kühlmittel, das durch Zugabe von Wasser aktiviert wird und dann innerhalb von 30 Sekunden die Applikation des flüssigen Hydrogels erlaubt. Das Gel hat inzwischen die notwendigen toxikologischen Tests bestanden und in einem Praxistest haben 53 Ärzte das Gel spätestens im zweiten Versuch fehlerfrei angewendet.
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