Medizin

Gen fördert Metastasenbildung

  • Donnerstag, 12. Januar 2017

Cambridge – Die systematische Suche nach Genen, die die Bildung von Metastasen beeinflussen, hat zur Entdeckung eines neuen Behandlungsansatzes für die Krebstherapie geführt. Die Ausschaltung eines Gens hat laut dem Bericht in Nature (2017; 541: 233-236) bei Mäusen die Zahl der Lungenmetastasen um drei Viertel gesenkt.

Die meisten Krebspatienten sterben an den Kolonien, die die Malignome an verschie­denen Stellen des Körpers gründen. Diese Metastasierung ist ein komplexer Vorgang, bei dem die Tumorzellen mehrfach Grenzen überschreiten müssen – von der Ablösung vom Primärtumor über die Reise in Blut- oder Lymphgefäßen bis zum Eindringen in das Gewebe.

Das Team um David Adams ging davon aus, dass die Metastasierung die bestehende Infrastruktur des Körpers nutzt. So müssen die Zellen zunächst an den Gefäßwänden haften und diese dann durchdringen. Im Zielgewebe selbst kann die Umgebung das Wachstum der Metastasen beeinflussen.

In einem Massen-Screen haben die Forscher bei 810 Mäusen jeweils ein Gen entfernt, das für verschiedene Körperfunktionen benötigt wird. Dann wurden den Tieren Melanomzellen injiziert und später die Metastasen in der Lunge untersucht. Auf diese Weise wurden acht Gene entdeckt, bei deren Fehlen das Wachstum der Metastasen vermindert war. Besonders deutlich war der Einfluss bei dem Gen Spns2. Mäuse ohne dieses Gen bildeten zu 75 Prozent kleinere Metastasen.

Das Gen Spns2 enthält die genetische Information für einen Transporter von Sphingosin-1-phosphat (S1P). S1P ist ein Gewebshormon, das in den Lymphknoten den Verkehr von Abwehrzellen steuert. Es wird auch von Endothelien gebildet, wo es möglicherweise T-Zellen davon abhält, ins Gewebe einzudringen, um dort Tumorzellen anzugreifen.

Das Team um Adams hat deshalb nicht genau das gefunden, wonach es gesucht hat. Ein Mangel von S1P scheint nicht direkt in die Metastasierung einzugreifen. Es handelt sich eher um eine neue Immuntherapie. Medikamente, die S1P hemmen, etwa ein monoklonaler Antikörper, könnten jedoch das Krebswachstum hemmen. Es dürfte allerdings noch einige Zeit dauern, bis ein solcher Antikörper hergestellt und in klinischen Studien getestet wurde.

rme

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