Gen fördert Psychose unter Cannabis

Exeter – Eine Genvariante, die die Wirkung der Cannabis-Droge THC auf das Belohnungssystem im Gehirn beeinflusst, erklärt möglicherweise, warum die Droge bei einigen Konsumenten psychotische Symptome auslöst (Translational Psychiatry 2016; 6: e738).
Das Gen AKT1 enthält die Information für eine Kinase, die in die Weiterleitung von Signalen am DopaminD2-Rezeptor eingreift. Eine gestörte Kinase-Funktion, beispielsweise ausgelöst durch eine Genvariante, führt dabei zu einer Verstärkung der Dopamin-Signale. Da auch der Wirkstoff THC aus der Cannabis-Droge die Dopamin-Freisetzung fördert, könnten sich beide Effekte verstärken.
In einer früheren Fall-Kontroll-Studie konnten Forscher des King's College London zeigen, dass Menschen mit einer Variante von AKT1 (Genotyp CC am Genort rs2494732) ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko auf eine Psychose haben (Odds Ratio OR 2,18). Bei Patienten, die täglich Cannabis konsumierten, war das Risiko sogar mehr als siebenfach erhöht (OR 7,23) erhöht.
Jetzt hat ein Forscherteam um Celia Morgan von der Universität in Exeter untersucht, welchen Einfuss die Genvarianten am Genort rs2494732 auf die akute Wirkung der Droge hat. Insgesamt 422 gesunde Konsumenten wurden zuhause aufgesucht, wo diese in gewohnter Atmosphäre einen „Joint“ rauchen durften. Danach sollten sie ihre Erfahrungen in einem „Psychotomimetic States Inventory“ angeben.
Der Fragebogen, der eigens für Konsumenten von Cannabis (und Ketamin) entworfen wurde, erkundigt sich nach Halluzinationen, Wahnvorstellungen, kognitiven Störungen und anderen Symptomen, die für Psychosen wie die Schizophrenie kennzeichnend sind. Konsumenten mit den Genotypen CC und CT gaben deutlich häufiger psychotische Symptome an.
Alle Studienteilnehmer wurden ein zweites Mal aufgesucht. Dieses Mal sollten sie drogenfrei sein, was durch Haaranalyse kontrolliert wurde. Die Forscher fanden heraus, dass viele Teilnehmer, die unter der Droge psychotische Reaktionen zeigten, auch im nüchternen Zustand schizotype Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Diese waren um so ausgeprägter, je länger die Teilnehmer die Droge in der Vergangenheit konsumiert hatten.
Bei beiden Terminen wurde auch ein Test zum Kurzzeitgedächtnis durchgeführt. Frauen wiesen hier unter Drogeneinfluss größere Ausfälle auf als Männer. Morgan vermutete, dass die unterschiedliche Häufigkeit von Endocannaboid-Rezeptoren im Gehirn von Männern und Frauen eine Rolle spielt. Auch im Metabolismus von THC gebe es geschlechtsbedingte Unterschiede.
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