Medizin

Genmutationen in Leukozyten von Patienten mit rheumatoider Arthritis gefunden

  • Dienstag, 4. Juli 2017
Rheumatoide Arthritis: Neue Genmutationen in Leukozyten gefunden
/JPC-PROD, stock.adobe.com

Helsinki – Forscher der University of Helsinki unter der Leitung von Satu Mustjoki, Marjatta Leirisalo-Repo und Kimmo Porkka haben bei Patienten mit rheumatoider Arthritis Akkumulationen von Genmutationen identifiziert. Sie vermuten, dass diese Mutationen die Regulation des Entzündungsprozess bei rheumathoider Arthritis beeinflussen. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse im Fachmagazin Nature Communications (2017; doi: 10.1038/ncomms15869).

Genmutationen, die in Körperzellen akkumulieren, können bekanntlich Krebserkran­kungen auslösen. Die Forscher untersuchen in ihrer neuen Studie, inwiefern die Akkumulation von Genmutationen auch in die Pathogenese von Autoimmun­erkrankungen involviert ist.

Mutationen in Killerzellen

An der Studie nahmen 85 Patienten mit rheumatoider Arthritis und 20 gesunde Kontroll­personen teil. Mittels Tiefen-Sequenzierungstechniken identifizierten die Forscher in einem Fünftel der Patienten mit der Erkrankung Mutationen, jedoch nur bei einem Teilnehmer aus der Kontrollgruppe. Alle identifi­zierten Mutationen befanden sich in Zellen, die als Killerzellen oder zytotoxi­sche CD8 + T-Zellen bekannt sind. Es wurden keine Mutationen in T-Helferzellen oder CD4 + T-Zellen gefunden.

T-Zellen besitzen durch ihre Rezeptoren die Fähigkeit, verschiedene Proteinstrukturen auf Pathogenen zu erkennen. Die Antigenpräsentation und Selektion der T-Zellen im Thymus sorgen dafür, dass jede neue T-Zelle einen einzigartigen T-Zell-Rezeptor besitzt. Wird das Immunsystem aktiviert, vermehren die T-Zellen sich exponenziell. Es bilden sich identische T-Zellklone mit gleichem Rezeptor aus.

Bei allen Patienten mit rheumatoider Arthritis fanden die Wissenschaftler vergrößerte T-Zellklone, die mit somatischen Mutationen assoziiert waren. Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Mutationen lediglich in den vergrößerten Zellklonen vorkamen. Laut der Arbeitsgruppe kommen diese Mutationen nicht auf Stammzellebene oder in frühen Differenzierungs­stadien vor, sondern nur in reiferen T-Zellen. Die Forscher stellten zudem fest, dass die Mutationen dauerhaft waren, da identische Klone und Mutationen auch noch einige Jahre nach dem ursprünglichen Befund in den weißen Blutkörperchen der Patienten gefunden wurden.

Bisher gibt es laut den Forschern keine sicheren Erkenntnisse darüber, inwiefern die Mutationen die Regulation chronischer Entzündungen beeinflussen. Die Wissen­schaftler sprechen von „Genomischen Narben” infolge einer Aktivierung des Immun­systems. Sie betonen, dass sie durch die Studie Parallelen zwischen Autoimmun­erkran­kungen und Krebs auf molekularer Ebene feststellen konnten. Dieser Aspekt könne dazu beitragen, die Krankheit besser zu verstehen.

hil

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